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Johannisbade legte er im Bade gleichsam seine Sünden ab, weil um diese Zeit die Sonne von ihrem hohen Stande herabsinkt und in die Zeit der Busse eintritt. Die beste christliche Deutung dieses Bussbades ist in der schönen Legende vom „König im Bade“ enthalten. Nach den gestis Romanorum, cap. 59, sass einmal der römische Kaiser Jovianus im Bade, dachte, wie reich und mächtig er sey, und überhob sich in Stolz. Da wurden ihm aber die Kleider gestohlen und seine Gestalt durch Gott völlig verändert, so dass ihn seine eignen Leute nicht wiedererkannten, sondern als einen nackten alten Bettler davonjagten. Erst als er Busse gethan, ward er in den vorigen Stand wieder eingesetzt. In andern Legenden des Mittelalters wird er auch Damianus genannt. Die morgenländischen Legenden erzählen das Nämliche vom König Salomon.

Nicht kirchlich wie die Taufe, aber üblich war vor der Hochzeitsfeier ehemals das Brautbad. Vgl. Schmellers Bayr. Wörterbuch I, 154. Auch ein Reinigungsbad bei Todesfällen, das sogenannte Seelenbad oder die Todtentaufe, indem man an einigen Orten ein Gefäss mit Wasser vor die Leiche stellt, worin die abgeschiedene Seele sich baden soll. Damit darf man aber andere sogenannte Seelenbäder nicht verwechseln, die blos öffentliche Bäder sind, in denen Arme unentgeltlich baden können, und die Seelenbäder nur deswegen heissen, weil sie von Verstorbenen gestiftet sind. Vgl. Schmeller III, 226.

Dazu kommen nun noch besondere Prüfungsbäder. Das berühmte Hexenbad. Man warf der Hexerei verdächtige Weiber in’s Wasser; wenn sie nicht untersanken, so war es gewiss, dass der Teufel ihnen beistehe. Vgl. Soldan, Hexenwesen S. 279. Im alten Gedichte von Wigamur kommt ein Bad vor, worin sich ein Stein befindet, der sich dunkel färbt, so wie ein Unkeuscher hineinsteigt. Die Ritter des Bathordens in England mussten vor ihrer Einweihung ein feierliches Bad nehmen. St. Pelagie, Ritterwesen II. im Anhang.

In der Bibel stehen sich zwei berühmte Frauenbäder

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_101.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)