Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 104.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Balken.

„Du tadelst den Splitter im Auge des Andern und siehst den Balken in deinem eignen nicht,“ ist zuweilen so gemalt worden, dass wirklich der Balken im Auge des Tadlers steckt. – Ein grosser und schwerer Balken ist Attribut der Königin von Saba (z. B. auf den Ulmer Chorstühlen), nämlich der Kreuzesstamm, s. Kreuz. Ein Balken ist auch Attribut des heiligen Pardulf, weil er, als beim Kirchenbau ein Balken zu kurz war, durch blosses Gebet bewirkte, dass derselbe die gehörige Länge erhielt. Man benützte nachher dieses heilige Holz, weil Späne davon vom Fieber und Zahnweh heilten. 6. October. Dasselbe Wunder wird auch vom heiligen Aemilianus berichtet.


Balsam,

ein wohlriechendes Baumharz, welches dem arabischen Balsambaum entfliesst und welches man schon im hohen Alterthum theils zur Heilung von Wunden, theils zum Einbalsamiren der Leichen, theils zu Wohlgerüchen gebrauchte. Tacitus (hist. V. 6.) erwähnt einer seltsamen Vorstellung des Alterthums, wonach der Balsambaum, wenn man ihn mit Eisen angreifen wolle, sich verschliesse und wie Demant verhärte, während er sich mit einem Steine leicht aufweichen lasse. Soll damit vielleicht gemeint seyn, der wohlthätige Baum wolle gebeten, nicht gezwungen seyn? Das apokryphische Evangelium infantiae Christi 24 lässt die Balsamstaude aus dem Schweisse wachsen, der dem Christkind auf der Flucht nach Aegypten entträufelt. Nach Conrad von Megenberg sub voce wächst der Balsam an einer Quelle im Feld Engadi, worin die heilige Jungfrau das Christkind wusch, und dessen Wasser davon einen solchen Wohlgeruch angenommen habe, dass er sich den umwachsenden Bäumen mittheile. Sehr schön sagt er vom Balsambaum, sofern aus seinem ausfliessenden Safte der heilende Stoff entfliesst: er lasse sich

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_104.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)