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und von den christlichen Tugenden begleitet. Rubens malte sie auf einem von Löwen gezogenen Wagen, indem sie viele Kinder an sich drückt. Vorn am Wagen aber brachte er einen Pelikan an, der seine Jungen mit dem eignen Blute tränkt. Vgl. Morgenblatt 1818, Nr. 153. Besser thun die Maler, wenn sie den Heiland selber darstellen, umringt von Kranken, Gefangenen, Leidenden aller Art, die er tröstet nach dem Worte: „Kommet zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seyd.“ Oder die heilige Jungfrau, die selbst für die Schuldigsten noch bei Christo fürbittet und allgemein als „Mutter der Barmherzigkeit“ verehrt wird.

Am häufigsten wird auf Kirchenbildern die Barmherzigkeit durch den barmherzigen Samariter bezeichnet, welcher dem Verwundeten hilft, während der stolze Pharisäer mitleidslos vorbeigeht.

Die Kirche unterscheidet sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit: Fremde beherbergen, Gefangene trösten, Durstige tränken, Hungrige speisen, Nackte kleiden, Kranke besuchen und Todte begraben. Sie sind oft in Kirchen in einer zusammenhängenden Bilderreihe gemalt und durch Beispiele anschaulich gemacht worden.


Bart.

Von jeher galt im Morgenlande der Bart als Zierde des Mannes, als Zeichen der Würde. So fasst ihn auch noch die christliche Kunst des Abendlandes auf und verleiht Gott dem Vater einen ehrwürdigen Bart, dem Heiland aber einen jugendlichen, welcher das schöne Oval seines Gesichts sanft umfliesst und sich nur nach unten ein wenig verlängert, aber weder spitzig noch ein Doppelbart seyn darf, sondern eine natürlich schöne Mitte hält. Auch alle Patriarchen, Propheten und Apostel tragen Bärte, wenige, meist die jüngsten, wie Daniel, Joseph, Johannes, ausgenommen. Moses zeichnet sich durch den Doppelbart aus, entsprechend seinen sogenannten Hörnern (den Flammen seines Auges) und den

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_109.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)