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dastehen. Dürre Bäume, an die Heilige gebunden und gemartert wurden, schlugen grün aus und blühten. So nach der Legende des heiligen Aemilian, Basiliscus, Coloman, Eutropius, Pantaleon. Mitten im Schnee des Winters grünen und blühen Bäume, zwischen die eine Hostie geworfen wurde etc. Vgl. Bagatta, admir. VI. 1.

Bäume neigen sich ehrfurchtsvoll und anbetend vor der Madonna, nur ein einziger Baum war zu stolz dazu, die Espe, deshalb muss sie nun zur Strafe beständig zittern. Auf der Flucht nach Aegypten reichten die Bäume von selbst ihre Aeste hinab, damit das Christkind die Früchte pflücken konnte. Damals öffnete sich auch einmal ein Baum, nahm die ganze heilige Familie, als sie verfolgt wurde, in sich auf und schloss sich hinter ihr, um sich wieder zu öffnen, als die Gefahr vorüber war. Wiederum neigten sich alle Bäume vor der Madonna, als sie gen Himmel fuhr, und noch einmal, als die Engel ihr kleines Haus nach Loretto brachten. Sehr oft erschien ein wunderthätiges Madonnenbild auf Bäumen, oder innerhalb eines Baumes, daher die vielen Namen Unserer Lieben Frau zur Eiche, zur Linde etc. Nicht selten findet sich neben den auf Bäumen erhöhten, meist wunderthätigen Marienbildern in der Nähe des Baumes auch eine Heilquelle. Sinnig war der Gedanke eines Künstlers, die Monstranz als einen Baum, den Baum des ewigen Lebens zu formen. Swedenborg sah in einer Vision die Kirche auf den Zweigen eines Baumes erbaut.

Die Baumwunder wiederholen sich bei vielen einzelnen Heiligen. Der heilige Martinus hielt einen fallenden Baum durch sein Gebet auf. Der heilige Thomas zog einen Baum mit seinem Gürtel von der Stelle. Der Baum, unter dem die heilige Gudula gesessen, lief von selbst zu ihrem Grabe und blieb über demselben stehen. Die heilige Edigna, der heilige Bavo und Gerlach lebten in einem hohlen Baume. Vor der heiligen Rosa von Lima neigten sich alle Bäume, wenn sie den Psalm sang: Benedicite universa germinantia in terra. Vgl. Görres, Gesch. der Mystik II. 221. Als die

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_119.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)