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santo zu Pisa. Vgl. Förster, Italien S. 500. Auch der Kirchhof zu Sedlitz in Böhmen.

Das weisse Leichentuch ist Sinnbild der weissen Kleider der Gerechten, die in den Himmel kommen sollen. Das Kreuz auf dem Sarge und Grabe ist das Erlösungszeichen. Die brennenden Kerzen sollen die Ampeln der fünf klugen Jungfrauen bedeuten; die Seele soll ihrem Bräutigam Christus wie eine Braut mit der Ampel entgegengehen. Das Weihwasser, womit die Leiche bespritzt wird, bedeutet das Blut Christi. Vgl. Durandi, rat. VII. 35 f. Rippel, Altherthumb aller Cäremonien S. 545 f. Binterim, Denkw. VI. 3. 387 f. Durandus gibt dem Todten noch eine Kohle mit (so unvergänglich soll der Leib unter der Erde dauern) und pflanzt auf das Grab Epheu (der nie welkt). Die Cypresse sieht er jedoch nur als Zeichen des Todes an, weil sie, einmal abgeschnitten, nie wieder ausschlägt.

Nicht in der Erde begraben zu werden, gilt bei Christen wie bei Juden für ein Unglück und für eine Unehre. Nach einer jüdischen Fabel soll Adam durch einen Raben, der einen todten Raben begrub, belehrt worden seyn, auch Abel zu begraben. Fabricii, codex pseudepigr. vet. Test. II. 47. Tendlau, jüd. Sagen 179. Das Buch Tobias beginnt damit, dass dieser fromme Mann (wie die Antigone des Sophokles) gegen das königliche Verbot die Erschlagenen begräbt. Wie es scheint, wurde ihm gerade wegen dieser frommen Pflichterfüllung gegen die Todten, nachdem ihn der Herr in der Geduld und im Glauben geprüft, noch ein so schönes Leben und Familienglück auf Erden zu Theil.

Wenn Heiligen das christliche Begräbniss versagt war, wurde es ihnen nach der Legende häufig durch ein Wunder gewährt. So wurde die heilige Katharina von Alexandrien, als sie gestorben war, von Engeln durch die Luft bis zum höchsten Gipfel des Berges Sinai getragen und dort beerdigt. Acta SS. 25. Nov. Pococke I. 229. Gervas. Tilb. III. 33. Alle Jahre sollen noch Tauben und Raben kommen und ihr Grab mit grünen Zweigen schmücken. Montevilla 48. — Die heilige

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_121.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)