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Blumen den höchsten Personen der Gottheit darzubringen. In einem Hymnus des heiligen Casimir auf die heilige Jungfrau heisst es: Moles tanquam flores exornant ecclesiam. Zabuesnig, Kirchenges. I. 164. Die Blumen selbst vertreten oft auf Bildern die Stelle der Engel. Ich sah in Genua ein Bild Gott des Vaters ganz in Blumen, wie anderwärts unter kindlichen Engeln. Die grossen Rosenkränze, die häufig die höchsten Personen der Gottheit oder die heilige Jungfrau umgeben, entsprechen gleichfalls den anderwärts sie umringenden Engelchören. Durandus, ration. VI. 47, 5, bezeichnet die Blumen, die man dem Heiland bei seinem Einzug in Jerusalem streute, als virtutes, die Palmen aber als Siegeszeichen. Indess herrscht der Begriff der specifisch jungfräulichen Tugend in den Blumen immer vor. Nicht Apostel und Helden, immer nur fromme Jungfrauen werden mit der Blumenkrone geschmückt. So die heilige Martina, in deren Kranz jede Blume eine Tugend bedeutet. Ihre altd. Legende in Graffs Diutiska II. 124.

Nach der Legende wurde, als die heilige Jungfrau Maria gestorben war, am dritten Tage ihr Leichnam nicht mehr im Grabe gefunden, sondern war auferstanden und gen Himmel gefahren, im Sarge aber wuchsen Blumen zum Beweise des Wunders und zugleich ihrer Jungfräulichkeit. Das Fest der Himmelfahrt Mariä (15. August) ist zugleich das der Kräuterweihe, ein grosses Blumenfest. Vgl. den Art. Himmelfahrt. — Eine Menge Blumennamen beziehen sich auf die Maria und werden wegen ihrer zarten Form und Farbe mit den Kleidungsstücken derselben verglichen. So der Marienhandschuh (cyclamen), der Frauenschuh oder das Marienpantoffelchen (cypripedium calceolus), Grimm, d. Myth. 1145; Liebfrauenmantel (alchemilla vulgaris), Tobler, Appenzeller Sprachschatz 204; Marienflachs (Löwenmaul), Marienweiss (gentiana nivalis), Olafsen, Reise nach Island I. 229; Marienbettstroh (Hartheu), Bock, Kräuterbuch 57; Frauenhaar, Mariengras (capillus veneris), Grimm, d. Myth. 280; Mariendistel mit weissen Flecken, auf die Tropfen von Mariens Milch sollen gefallen seyn,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_141.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)