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Nachahmung des göttlichen Opfertodes, in dem Sinne, wie die Helden und Getreuen ihrem Führer in den Tod folgen, zugleich aber auch eine Aufnahme in den höhern Blutadel der Heiligen. – Diese Symbolik wiederholt sich auch auf der Nachtseite des teuflischen Cultus. Wie der Blutbund mit Gott durch das vergossene Blut der Martyrer und durch den Genuss des allerheiligsten Opferblutes geschlossen wird, so geht auch der Gottlose den Bund mit dem Teufel nur ein, wenn er sich demselben mit seinem Blute, d. h. mit seiner Seele, verschreibt.

Vom Blute Christi zuerst. Sein Hauptsinnbild ist der Wein, sodann der seine Jungen mit eignem Blut tränkende Pelikan. Vom Blut und nicht blos vom Purpur der königlichen Würde ist auch die rothe Farbe am Gewande des Heilandes herzuleiten. Indem aber Roth die Farbe der Liebe ist, drückt es zugleich die Liebe aus, die Gott den Menschen bewies, indem er sich für sie opferte. — Zum Beweise, dass im Abendmahl der wirkliche Leib und das wirkliche Blut Christi empfangen werde, und zweitens auch zum Beweise, dass die Laien in der Hostie zugleich Leib und Blut des Heilandes genössen und des Kelches nicht bedürften, bluteten nach den Legenden häufig die Hostien in der Hand solcher Heiligen und Priester, die gewürdigt wurden, die Zweifler durch das Wunder zu bekehren. Vgl. den Art. Hostie. An vielen Orten wird „heiliges Blut“ Christi als Reliquie auf bewahrt. Zu Willisau bei Luzern fiel es vom Himmel, als ein Spieler, der Alles verloren hatte, den Dolch gen Himmel schleuderte, um Gott zu treffen. Murner, Helvetia sancta p. 342. Zu Waldthürn in Franken fielen durch Ungeschick des Priesters beim Abendmahle Tropfen Wein auf das Corporale und sogleich zeigten sich auf demselben das Christusbild und umher noch eilf Christusköpfe, nach der Zahl der Tropfen. Man wallfahrtet dahin, und rothe Seide, womit man das Corporale berührt hat, wird weit und breit als Heilmittel gegen Blutkrankheiten gebraucht. Journal von und für Deutschland I. 338. Das heilige Blut in Weingarten

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_144.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)