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voll Lilien unter die jungfräulichen Bräute, die vor ihm lobsingen. Als Braut Christi schickte die heilige Dorothea ihrem irdischen Bräutigam Aepfel und Rosen aus dem Paradiese zu. Die armenische Nonne Ripsime, welche die frevelhafte Liebe des Königs Tiridates zurückstiess, wurde auf seinen Befehl gemartert und lebendig secirt; auf einmal aber erblickte sie der König daneben stehen in prachtvollem Brautschmuck und alle ihre Wunden flimmerten daran als Edelsteine, Armbänder, Halsketten. Zu ihrer Seite stand Christus, der sie in den Himmel einführte. Der Tyrann aber wurde wahnsinnig und in ein Schwein verwandelt, bis der heilige Gregorius ihn erlöste. Surius zum 30. Sept. – Sehr schön ist das alte Volkslied von des Sultans Töchterlein, die, an ihrem Hochzeitstage im Garten verirrt, in’s Paradies kommt und hier einen andern Bräutigam in dem ihr bisher ganz unbekannten Christus findet. Als sie nach einer Stunde heimkehrt, ist auf Erden Alles verändert und sind Jahrhunderte vergangen. Niemand kennt mehr die alterthümlich gekleidete Braut.

Im fürstlich Wallerstein’schen Schlosse Meiingen befindet sich ein Codex des Hohenliedes mit Miniaturen, worin auf merkwürdige Weise auch der Bräutigam als ein Mädchen und die ganze feurige Scenerie nur als innige keusche Schwesterliebe aufgefasst ist. Vgl. Kunstblatt 1847, Nr. 13. und E. Förster, deutsche Kunst II. 256.

Als Schutzpatron der Bräute ist ausgezeichnet Ambrosius von Siena, der selige Dominicaner, der sich, obgleich Cölibatär, doch zum Eheprocurator machte, indem er unablässig für das Glück der Brautleute betete. Alle Verlobten strömten ihm zu, alle Liebenden suchten durch seine Fürsprache die Erlaubniss zur Ehe zu erlangen, und noch auf seinem Grabe pflegten Verlobte eine Wachskerze zu opfern. Er starb 1287.


Brodt,

als Lebensmittel sinnbildlich auch das Mittel zum ewigen Leben. Wer den Leib Christi im Brodte geniesst, wird mit

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_150.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)