Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 176.jpg

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Bild vollendet, oder Christus einen Schleier über sein Gesicht gedeckt und es auf denselben abgedrückt haben. Nach Eusebius, Evagrius, Joh. Damascenus etc. in Majoli, de defensione imaginum, Romae 1585. Hoffmann, Apokryphen S. 292 f. W. Grimm, die Sage vom Ursprung der Christusbilder, Berlin 1843, S. 26 f. Dieses Abgarusbild enthält den ältesten griechischen Typus der Christusbilder, und zwar herrscht darin die göttliche Natur vor. Der Kopf ist schön, ruhig, heiter, voll Hoheit. Das schlanke Oval der Wangen umfasst ein schmaler schwarzer Bart, der sich unter dem Kinne spaltet; das Kopfhaar ist gescheitelt, der Mund fein, die Augen voll Glanz und Geist. Das ist bis auf den heutigen Tag der Typus aller griechischen Christusbilder, und auch das Abendland hat denselben angenommen. Die Beschreibung der Person Christi in dem angeblichen Briefe des Lentulus an den Senat (aus dem 3ten Jahrhunderte, aber erst im 11ten bekannt geworden) stimmt ganz damit überein. Vgl. Kugler, Gesch. d. Mal. I. 14. – Die heitere göttliche Natur tritt auch in den Christusbildern hervor, die sich in den römischen Katakomben aus den ersten Jahrhunderten erhalten haben. In den ältesten Bildern dieser Art erscheint Christus noch nach antiker Darstellungsweise wie ein junger Apollo oder Merkur, z. B. als guter Hirt; erst in den etwas spätern nimmt er den Typus der bärtigen Abgarusbilder an. Vgl. Schnaase, Gesch. d. Kunst III. 176. Waagen, Paris 196. Didron, icon. p. 53. 54. 100. 244. 262. Dies ist sehr natürlich. Ehe man in Rom ein echtes beglaubigtes Bild des Heilands hatte, sahen sich die Maler auf die conventionelle Manier der ältern heidnischen Kunst beschränkt. Vgl. Piper, christl. Myth. I. 101 f. Immer aber herrschte auch in jenen aus der antiken Kunst geborgten Formen der Charakter des Salvatorbildes, die göttliche Hoheit und Heiterkeit vor, und wo Christus nicht mehr jung, sondern schon bärtig dargestellt wird, findet sich auch alsbald jener Typus der Abgarusbilder ein (Aringhi I. 379. 561. Bottari tav. 70), der sich hauptsächlich in den

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)