Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 188.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wieder aus ihr heraus. Man darf ihn daher nicht in allen Beziehungen mit der Menschheit identificiren, wie dies schon von Philo geschehen ist, der ihn als das lebendig gewordene Wort Gottes (Logos), als das Centrum aller Offenbarung des Vaters, und zwar als Urbild der ganzen Menschheit, als Urmensch auffasste. Philo, von Gfrörer I. 301. Neander, gnostische Systeme 15. Der Jude Elxai, der eine christliche Sekte stiftete, hatte von Christo die fabelhafte Vorstellung, derselbe sey ein von Gott geschaffener Geist oder Engel gewesen, der Menschengestalt angenommen habe, aber in colossalen Verhältnissen, so zwar, dass er 96 Meilen lang und 24 dick gewesen, aber, mit Zauberkraft begabt, sich in den Adam (vor der Sünde), wie später in den historischen Christus habe verwandeln können. Epiphanius haeres. 30. Walch, Kirchengesch. I. 592. Alle diese Vorstellungen sind verwerflich. Christus war Gott und ging nur einmal als Christus in die Menschheit ein, weit entfernt, je als Schöpfer mit dem Geschöpf Adam identificirt werden zu dürfen. Vgl. die Art. Adam, Leib, Kreuzigung.

Christus als Tröster und Erbarmer, als der wahre Heiland, der da heilt die schwererkrankte Menschheit. „Kommet Alle,“ spricht er, „zu mir, die ihr mühselig und beladen seyd,“ Matth. 11, 28. Abgesehen von den vielen Bildern, auf denen Christus Blinde, Lahme, Aussätzige etc. heilt, hat man sein Erbarmen möglichst auf einem Bilde zu concentriren gesucht. So erblickt man ihn umgeben von lauter reuigen Sündern, Magdalena, David, dem Schächer und verlorenen Sohn, gemalt von Otto Venius in Mainz, und ganz ähnlich von Rubens in München; unter lauter Armen auf einem Bilde von Nanteuil, Kunstbl. 1837, S. 175. Aller ältern Bilder Ruhm ist aber übertroffen worden durch zwei neue von Begas in Berlin, Kunstbl. 1844, S. 116. 1848, S. 217, und von Scheffer in Paris, das. 1837, S. 165. Das erstere zeigt Christum thronend, umringt von Menschen, die alle Erlösung von ihrer Qual von ihm hoffen, vom König bis hinab zum Bettler, Leidenden aus den mannigfachsten Ursachen,

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_188.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)