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Daniel tödtete den Drachen, indem er ihm eine vergiftete Speise vorwarf, an der er zerbarst. Vom Drachen zu Babel 22.

In vielen Legenden werden Drachen durch Heilige besiegt, wobei jedoch zuweilen eine ältere heidnische Vorstellung nur auf das Christenthum übergetragen und in dessen höherem und geläutertem Sinne aufgefasst worden zu seyn scheint. Wie Perseus die Andromeda vom Meerungeheuer, so befreite der heilige Georg eine christliche Prinzessin vom Drachen. Perseus bedeutet die Sommersonne, welche die gefesselte Vegetation vom starren Winter befreit, und Georg (Erdwirker) bedeutet wörtlich den Ackerbauer, aber es ist der Acker der Seelen gemeint und unter dem Drachen das Böse. In Poitiers soll ein Drache von einem Ritter überwunden worden seyn, aber das Volk verehrt den Drachen (la bonne sainte vermine) eigentlich mehr als den Ritter (Mémoire de l’academie Celtique V. 51.). Hier ist offenbar alter Naturcultus nur christlich umgedeutet worden. Dagegen ist in den meisten Legenden der Drache nur Stellvertreter des Teufels. So die zwei gegen den Apostel Matthäus, abgeschickten Drachen, die, von seiner Heiligkeit bezwungen, zu seinen Füssen einschliefen. Abdias Apostelgeschichte VII. 4. So der Drache, der die heilige Margaretha verschlang, aber durch das Kreuz, das sie ihm entgegenhielt, bezwungen, voneinander berstend, sie wieder freilassen musste. So der Drache, den die heilige Martha durch Weihwasser tödtete; den der heilige Cyriacus und der heilige Johannes von Rheims fesselte; der fünfköpfige Drache, den der heilige Arnold, der siebenköpfige, den der heilige Germanus besiegte; die Drachen, welche der heilige Ammon, Beatus, Erasmus, Domitianus, Donatus, Hilarion, Leon, Maurus, Mercurialis, Marcellus, Ruphillus, Severin, Parascius, Theodor, Timotheus etc., verjagten oder tödteten etc. Vgl. Les dragons au moyen age par St. Genois. Gand. 1840.

Nur in seltenen Fällen erscheint der Drache unschuldig oder gar himmlischen Mächten dienstbar. So der blinde,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)