Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 213.jpg

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wieder die Peripherie allein vorherrscht und des Mittelpunktes entbehrt.

Drei in einander geschlungene Ringe gewähren ebenfalls kein ganz richtiges Bild; denn wenn sie die Ecken eines gleichwinkligen Dreieckes zu Mittelpunkten haben (Twining pl. 36.), so fehlt wieder die Mitte zwischen allen dreien; oder wenn sie als eine Sonne mit ihren Nebensonnen erscheinen (Menestrerii symb. p. 367.), so sind die beiden Nebensonnen der mittlern zu sehr untergeordnet. Nicht ganz klar ist die Vorstellung bei Dante, Paradies 33, 115f., wo drei Kreise von drei Farben und von einem Umfang (di tre colori e d’ una continenza) sich so zu einander verhalten sollen, dass der eine (der Sohn) nur Abglanz des andern (des Vaters), der dritte aber (heilige Geist) Feuer ist, das von beiden ausströmt. Im 17ten Jahrhunderte waren eine Zeitlang die sogenannten Dreifaltigkeitsringe sehr beliebt. Es waren drei kunstreich in einander geflochtene Ringe aus drei verschiedenen Stoffen, meist von Gold, Silber und Elfenbein. Paullini, Luststunden S. 260.

Das allgemeinste Symbol Gottes ist bekanntlich das Kreuz im Kreise , welches daher auch als ausschliesslicher Nimbus bei jeder der drei Personen in der Gottheit gebraucht wird. Der untere Arm des Kreuzes wird im Nimbus gewöhnlich durch den Kopf der göttlichen Person (sey es Gott der Vater, oder der Sohn, oder der heilige Geist, das Lamm, die Taube etc.) gedeckt, so dass nur der obere Arm und die Arme zu beiden Seiten sichtbar bleiben, was wieder eine Dreizahl ergibt. Obgleich dieselbe nur optisch und eine Täuschung ist, so liegt doch solchen Bildern die Idee zu Grunde, dass in jeder der drei göttlichen Personen wieder die ganze Dreieinigkeit enthalten ist. Die drei Strahlen des Nimbus gehen aus jedem der Dreieinigen hervor.

Die Nebeneinanderstellung dreier vollkommen gleicher Dinge drückt eben so unvollkommen die Dreieinigkeit aus, weil nicht abzusehen ist, warum es nicht noch ein viertes,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_213.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)