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Oft erscheint er als Crucifix, oft auch als König, wenn Gott Vater Kaiser ist. Didron, icon. p. 312. Auf einer französischen Sculptur des 16ten Jahrhunderts ist der Vater Papst, der Sohn nackt mit der Dornenkrone als ecce homo aufgefasst, das. p. 508. Oft trägt der Vater die Weltkugel, der Sohn aber ein Buch in der Hand, das. p. 221. 223. 307. 312.

Der Geist erscheint, die schon erwähnten Fälle, in denen er dem Vater oder Sohne gleicht, abgerechnet, immer als Taube mit dem Kreuznimbus oder in Sonnenstrahlen. Auf einem Bild des Königs René berührt die Taube mit den Flügelspitzen den Mund des Vaters und Sohnes, um anzudeuten, dass der Geist von ihnen ausging. von Quandt, Reise in’s mittägl. Frankreich S. 151. Mehrere ähnliche Bilder bei Didron, icon. p. 586. 592. 593. Zuweilen ist der Geist wie Christus gebildet, z. B. zu Augsburg und Basel. Waagen, Künstler in Deutschland II. 16. 301. Christo ganz ähnlich, trägt er zum Abzeichen die Taube auf der Hand oder auf dem Kopfe. Didron, icon. p. 508. 604. Ausnahmsweise steht der Geist als Lamm neben Vater und Sohn. Rathgeber, Gothaer Mus. 379. Auf einem Miniaturbild des 10ten Jahrhunderts ist Gott Vater alt und bärtig, der Sohn ein Jüngling und der Geist ein Engel mit grossen Flügeln. Didron, annales I. 15.

Die heilige Dreieinigkeit tritt in mannigfache Beziehung zur Mutter Gottes. In Häresien ist dies bis zu einer Ueberordnung der Letzteren über die Erstere ausgeartet, wie im indischen Glauben die allgemeine Mutter der Dinge Bhawani über der Trimurti (den drei höchsten Göttern: Brama als schaffendes, Wischnus als erhaltendes, Schivas als zerstörendes Princip) steht. Zu dieser Ausschweifung konnten Bilder der schwangern Maria, in deren Leibe die Dreieinigkeit sichtbar wird, leicht verführen, welche Bilder daher anstössig und unzulässig sind. Vgl. Gerson, opp. IV. 47. Die Kirche drückt die Hochstellung, aber auch zugleich Unterordnung der Maria dadurch aus, dass sie die Letztere durch die Personen der heiligen Dreieinigkeit im Himmel gekrönt werden lässt.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_219.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)