Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 227.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

anderes, gerecht lebendes und nicht ehebrecherisches Weib gegenüberstellt, derselben aber einen ungleich gemeineren und roheren Ausdruck gibt, als der Sünderin. Es liegt etwas Wahres darin, dass gerade oft die edleren und feiner gebildeten Naturen zur Sünde hingerissen werden, wo gemeinere Wesen aus blosem Stumpfsinn keine Anfechtungen erleiden; allein Titian hätte in einem Bilde aus der heiligen Geschichte doch nicht so direkt darauf ausgehen sollen, die Sünde als edel und die Tugend als gemein aufzufassen. Sein Bild ist die feinste Beschönigung des Ehebruchs, die es geben kann.

Besonders fehlerhafte Darstellungen sind die von Marconi in Venedig, indem die Ehebrecherin hier einen gar zu gemeinen Ausdruck hat und hartgefesselt erscheint. Kunstbl. 1835. S. 391. Die von Garofalo in Petersburg, weil hier die Ehebrecherin die Unschuldige spielt und sich vertheidigt, was gar nicht im Charakter der biblischen Erzählung liegt. Hand, Petersburg I. 153. Die von Varotari in Wien, weil hier die Ehebrecherin noch schalkhaft kokettirt und die Umgebung gar zu faunisch[WS 1] dareinsieht. Kunstbl. 1834. S. 147. Die Ehebrecherin von Nic. Poussin in Paris (Landon[WS 2] annales I. 53.) ist vielleicht zu demüthig und in Angst zusammengebogen. Die von Navez dagegen wieder gar zu verführerisch, wodurch das Hauptinteresse von Christo gar zu sehr abgelenkt wird. Kunstbl. 1837. S. 174. Titians schon erwähnte Idee wurde noch übertrieben in einem Bilde von Lucas Sunder in Prag, der die Ehebrecherin allein schön und edel malte, alle übrigen Anwesenden aber verworfen und scheusslich.


Ei,

Sinnbild der Auferstehung. Christus brach am Ostermorgen aus dem Grabe, wie das junge Küchlein aus dem Ei, in dem es begraben liegt. Daher in der Christenheit von sehr alter Zeit her der Gebrauch der Ostereier, die man sich wechselseitig schenkt, indem man sich zur Auferstehung des Heilands Glück wünscht. Dieser Gebrauch herrscht jetzt noch

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: „launisch“
  2. Berichtigung Band II. In der Vorlage: „Laudon“
Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_227.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)