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In der griechischen Kirche werden die Throne als feurige und geflügelte Räder dargestellt; die Cherubim als Köpfe mit zwei Flügeln; die Seraphim als Engel mit sechs Flügeln; die Herrschaften, Fürstenthümer und Kräfte als Engel mit einer Ruthe (Scepter) und einem Siegel in den Händen; die drei niedern Ordnungen als Engel mit Lanzen. Didron, man. p. 71 f. Sehr ähnlich sind auch die Darstellungen in einigen altfranzösischen Kirchen; nur erscheinen hier neben den kriegerischen Erzengeln die gemeinen Engel alle in Priestergewändern; Didron, man. p. 75.

Auf einem ital. Miniaturbilde aus dem 13ten Jahrhunderte sind die neun Engelchöre in neun Gruppen dargestellt, von denen jede aus drei geflügelten Engelköpfen besteht. Sie schweben vor Gott, der sie mit der Rechten segnet und mit der Linken die Weltkugel hält. Didron, icon. p. 246.

Cornelius hat in den Fenstern in der Münchner Ludwigskirche die dominationes als gesetzgebende Gewalt (Engel mit Weltkugel und Scepter), die potestates als vollziehende Gewalt (Engel mit Richterstab und Schwert) charakterisirt; die virtutes als scientiae (Engel der Wissenschaft mit Messinstrumenten) und virtutes (Engel der Kunst mit musikalischen Instrumenten) unterschieden; endlich die throni und principatus als die Macht der Religion genommen, die er aber nicht auf die Menschen herabwirken lässt, sondern die er (als kniende und Korn und Weihrauch darbringende Engel) Gott zu Füssen legt – eine willkührliche Auffassung, welche die ganze Engelwelt aus dem subjectiv menschlichen Standpunkt betrachtet, gleichsam als Ausflüsse der Menschheit (im staatlichen, wissenschaftlichen, künstlerischen und andächtigen Thun), nicht der Gottheit. Steinle im Kölner Dom hat in seinem Bilde besser den Grundsatz festgehalten, dass die Engel im Namen Gottes von obenher wirken wie in den Raum, so in die Zeit, wie in die Natur, so in das Völkerleben.

Eine eigenthümliche Verbindung der Neun- und Siebenzahl hat Vasari in der Kuppel des Domes von Florenz angebracht. Beim thronenden Christus befinden sich zunächst

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)