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Seraphim und Cherubim, dann folgen die sieben andern Engelchöre, und zu den Füssen eines jeden liegt eines der Hauptlaster überwunden. Unter den Thronen der Neid als Schlange, unter den virtutes der Zorn als Bär, unter den potestates die Faulheit als Kameel, unter den dominationes die Völlerei als Cerberus, unter den principatus der Geiz als Kröte, unter den Erzengeln die Wollust, unter den Engeln der Hochmuth als Lucifer.

Unzählige Engelschaaren erscheinen malerisch gruppirt um den Thron des Herrn an den Festtagen des Himmels, an den Tagen grosser Verkündigung und Verklärung, an den Tagen der Himmelfahrt Christi, der Jungfrau, der Heiligen, endlich am Tage des Weltgerichts.

Die Engel bilden alsdann eine lebendige Glorie, einen lebendigen Nimbus, einen lebendigen Rosenkranz um die allerheiligsten Personen. Eine mandelförmige Glorie (mandorla) von lauter Engelsköpfen s. Agincourt sc. tab. 44. Eine Glorie von Cherubim, die unten in goldnen Flügelspitzen statt der Füsse enden, malte Alunno in Foligno. Spekter, Briefe aus Paris I. 87. Solche Engelreigen, frei in der Luft schwebend, kommen besonders häufig auf Deckengemälden der Kirchen vor, im Innern der Kuppeln. In der Kuppel der Domkirche zu Parma malte Correggio die heilige Jungfrau umgeben von Engelreigen, die in immer weiterer Entfernung einer hinter dem andern zu schweben scheinen, immer einer schöner als der andere. Vasari III. 1. 64. Millin, Reise in der Lombardei II. 190. Ein ähnliches Kuppelgemälde in Florenz. Die spätern Maler haben nur den Fehler begangen, den Engeln zu viel Fleisch zu geben und in dem Durcheinanderschweben derselben am Himmel zu viel blos anatomisches Studium, kunstreiche Verkürzungen etc. anzubringen.

Den Engelchören kommt vor Allem das Anbeten der höchsten Personen zu, indem sie knien, die Hände betend erheben etc. Dann als Lobsinger, indem sie den Mund zum Gesang öffnen oder auch Saiteninstrumente spielen. So erscheinen sie auf unzähligen Kirchenbildern. Wessenberg,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)