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als ein neugeborenes Kind ohne Geschlecht dar, weil man im Himmel nicht freit. Mit Recht verlangt Wessenberg, christl. Bilder I. 364, von den Malern, sie sollen an den Engeln nichts Athletisches, keine Adern noch Muskeln ausdrücken (so wenig wie weibliche Ueppigkeit), sondern ihnen einen möglichst verklärten Leib geben.

Die älteste Kirchenmalerei gab den Engeln eine einfache Tunica. Im spätern Mittelalter empfingen sie Mäntel, die auf der Brust mit einer Spange befestigt waren. Waagen, Paris 303. Ihr Gewand soll immer weiss seyn, denn sie sind Engel des Lichts. Das Licht ist ihr wahres Element. Bei Daniel 10, 5. trägt der Engel Gabriel[WS 1] ein linnenes Gewand; eben so die sieben Engel in der Offenb. Joh. 15, 6. Doch hat eine unschuldige Spielerei oder das Bedürfniss der Polychromie selbst sehr fromme altdeutsche und altitalienische Maler bewogen, den Engeln ihr Gewand, wie ihre Flügel roth, blau oder grün zu färben, durch welche Farben sie zugleich Liebe, Glaube, Hoffnung ausdrückten. Die weisse Farbe kommt den Engeln hauptsächlich zu im Gegensatz gegen die schwarzen Teufel.

Attribute der Engel sind der Stab des Boten; der Lilienstengel als Sinnbild der jungfräulichen Reinheit; der Palmzweig, den sie als Siegeszeichen den Martyrern bringen; die musikalischen Instrumente und Noten, die ihre Bemühung, Gott in Tönen zu verherrlichen, zwar etwas naiv ausdrücken, darum aber nicht belächelt werden sollen. Wessenberg, christl. Bilder I. 280, schlägt vor, den Engeln nur wie den Ossian’schen Wolkengeistern Harfen zu geben, was eben modern macphersonisch-sentimental, aber gewiss nicht kirchlich wäre. Das Naive ist immer kirchlicher als das Sentimentale. Auf Bildern, die sich auf die Passion, die Erlösung und das Gericht beziehen, tragen die Engel häufig zur Erinnerung an die grosse Mission die Marterwerkzeuge des Heilandes. Im Kampf mit den bösen Geistern oder wenn sie strafen, tragen die Engel ein Schwert, häufig ein flammendes. In der Offenb. Johannis blasen sie die Posaune zum Gericht

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Raphael'
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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_247.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2021)