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Eva wurde oft mit der griechischen Pandora verglichen, die durch neugieriges Oeffnen der verbotenen Büchse, in der alle Uebel eingeschlossen waren, die Welt verdarb.

Nach jüdischer Fabel buhlte der Teufel Sammael mit der neugeschaffenen Eva und zeugte mit ihr den Kain, wie denn auch Adam mit der Teufelin Lilith gebuhlt haben soll. Eben so willkührlich und abgeschmackt ist die Fabel, die Marchand in einer geistlichen Comedie behandelte, wonach Lucifer, der erstgeschaffene und schönste der Engel, erst gefallen seyn soll, nachdem er sich in die Eva verliebt hatte. Flögel, Gesch. des Groteskkomischen 106.

Nach einer altdeutschen Legende hatte Eva schon eine Menge Kinder geboren, als Gott der Herr einmal zu ihr kam, um nach ihr zu sehen. Aus Scham, schon so viele oder zum Theil so hässliche Kinder zu haben, versteckte sie die hässlichsten in einen dunklen Winkel und zeigte nur die schönen vor. Gott theilte gnädig unter sie die künftigen Würden und Reichthümer der Stände aus. Endlich entdeckte er auch noch die verborgenen Kinder, für die nun nichts mehr übrig blieb, als die Armuth und das Elend der niedrigsten Klassen. Diese Legende wurde von Hans Sachs auf die Bühne gebracht, findet sich auch in einer alten christlichen Comedie, ist von Melanchthon und in Widmanns Buch von Dr. Faust erwähnt. Vgl. Grimm in Haupts Zeitschrift II. 257.


Evangelisten,

die vier, sind Träger und Werkzeuge der Offenbarung, das von ihnen niedergeschriebene Wort ist Ausfluss der Gottheit selbst; der Geist Gottes spricht aus ihnen und wirkt in ihnen. Daher werden sie in den ältesten christlichen Bildwerken mit den vier Flüssen des Paradieses verglichen und als vier Flüsse dargestellt, die aus einem Felsen fliessen. Unter dem Felsen aber wurde wieder der Fels verstanden, aus dem Moses mit seinem Stabe eine Quelle schlug, um das durstende Volk Gottes damit zu erquicken, als Vorbild des Heilands,

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_260.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2020)