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zu erproben, sey es um das Gute von den ihm anklebenden Schlacken zu befreien, sey es um den Unschuldigen vom falschen Verdachte rein zu waschen.

Dem strafenden und vertilgenden Feuerregen vom Himmel stehen in dieser Beziehung zunächst die Scheiterhaufen der Heiligen gegenüber. Unzählige Heilige leiden den Feuertod nur, um im Feuer das unvertilgbare Gold ihres reinen Glaubens zu erproben und dadurch die himmlische Krone zu erwerben. Unter den vielen Heiligen, die in Flammen starben, zeichnet sich St. Afra, an einen Baum gebunden und von Feuer umgeben, St. Agapitus, verkehrt über Feuer aufgehangen, St. Laurentius auf dem glühenden Rost, St. Eleutherius im glühenden Ofen, St. Pelagia in einem glühenden Ochsen von Eisen, St. Restituta in einem brennenden Schiffe aus.

Die alte Feuerprobe wurzelte in dem Glauben, dass die gemeinen Naturgesetze den höhern sittlichen Gesetzen weichen müssten und dass die Unschuld ein hinreichender Schutz sey, um die Wirkungen des zerstörenden Elements zu hemmen. Hieher gehören auch die Legenden von den verschiedenen Heiligen, auf welche das Feuer, das sie verbrennen sollte, keine Gewalt ausübte, und deren Vorbild die drei Jünglinge im feurigen Ofen waren. Den weiblichen Gegensatz zu ihnen bilden die heilige Menodora, Metrodora und Nymphodora, die im Scheiterhaufen unversehrt blieben, während die Flammen Richter und Volk verzehrten. Surius zum 10. September. Regen löschte den Scheiterhaufen der heiligen Charitina, Columba, Martina. Als St. Polycarpus, Martyrer zu Smyrna im 2ten Jahrhunderte, verbrannt werden sollte, bildete das Feuer einen Mantel um ihn und zeigte ihn in Verklärung, ohne ihm zu schaden. Als ihm aber ein Heide ingrimmig das Schwert in den Leib stiess, floss so viel Blut aus, dass das Feuer plötzlich erlosch. 26. Januar. Als die heilige Theodora verbrannt wurde, erschien ihre früher schon verbrannte Schwester Anastasia als Geist und umarmte sie in den Flammen, Allen sichtbar, 25. Dezember, besungen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_282.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)