Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 290.jpg

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daneben als Schlange dargestellt ist. E. Förster, deutsche Kunst I. 197, will in dem Fischleibe Josephs nur die kalte Fischnatur der Keuschheit symbolisirt sehen, was nicht im Geist mittelalterlicher Symbolik gedacht ist. Der Fisch bedeutet auch hier nur die im reinen Element lebende Seele, und eignet sich zum Sinnbild für Joseph, weil dieser als Vorbild Christi galt.

Wenn die Menschen zu unvernünftig sind, um Fische in jenem symbolischen Sinne zu werden, so stellt ihnen die Legende gemeine Fische zum beschämenden Beispiele auf. Als die Menschen den heiligen Anton von Padua verlachten und seine Predigt nicht hören wollten, kamen die Fische in Menge an’s Ufer, um ihn zu hören. Vortrefflich geschildert in Pater Abrahams Judas I. 252. und in einem Volkslied in des Knaben Wunderhorn I. 357. Sehr sinnig ist auch der Glaube, dass vor dem Weltende die stummen Fische reden und die Sünde der Menschen beklagen werden.

In den Legenden kommen die Fische oft als fromme und dienstbare Thiere vor. Als der heilige Brandan über Meer fuhr und eine Messe las, kamen sie aus dem durchsichtigen Meere von allen Seiten heraus und hervor, und hörten andächtig zu. – Eben so umringten sie die heilige Ida von Löwen, wie sie am Wasser wusch, liebkosten sie und küssten ihre Finger. Görres, Mystik II. 225.

St. Meles bewies, als er unerlaubten Umgangs mit einem Weibe angeklagt war, seine Unschuld dadurch, dass er Fische auf trockenem Acker fing. Acta SS. 6. Februar.

Als der heilige Chrysogonus ertränkt worden war, trugen ihn die Fische an’s Land, damit er beerdigt werden konnte. – Der Sarg der heiligen Amalberga, der auf einem Schiff ohne Ruder fortschwamm, wurde von unzähligen Fischen begleitet. – Zu Messina hängt in einer Kirche ein getrockneter Fisch, derselbe, der einst auf Befehl der Mutter Gottes, zu welcher die Schiffer flehten, ein unzugängliches Leck im

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_290.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)