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sie gebäre eine Sonne; die des heiligen Dominicus, einen Hund mit einer Fackel im Maul.

Als die heilige Felicitas im Kerker mit Schmerzen gebar und dabei schrie, verhöhnten sie die Schergen und sagten: „Wie wirst du erst schreien, wenn du hingerichtet werden wirst.“ Aber sie erwiederte: „Heute leidet die Natur in mir, morgen Christus.“ Und sie starb mit festem Muthe.

Mutterwehen ohne die Kraft, zu gebären, sind ein stehendes Sinnbild der Völkerzustände, wenn die alte Autorität nicht mehr geachtet wird und einer neuen, obgleich als dringendes Bedürfniss erkannt, sich Niemand unterwerfen will, die impotente Anarchie (wie auch wieder in unsern Tagen). Jesaias 37, 3. 2. Könige 19, 3.

Christi Geburt ist von vielen symbolischen Wundern begleitet. Der Himmel gibt der Erde seinen Kuss, die göttliche Natur verbindet sich auf's Innigste mit der irdischen, und obgleich dies nur im Individuum Christus geschieht, so fällt doch davon ein Abglanz auf die ganze irdische Natur, die durch die Berührung der himmlischen Gewalt tief erschüttert und geheiligt wird. In Hofmanns Apokryphen S. 110 f. sind die Wunder zusammengestellt, die ich jedoch zweckmässiger ordnen zu müssen glaube. In der Sternenwelt äussert sich die grosse Bewegung zuerst. Ein neuer glänzender Stern unterbricht die gewöhnliche Ordnung der Sterne und leuchtet den drei Weisen aus Morgenland zur Krippe des neugebornen Gottmenschen. Vgl. den Art. Stern. In Spanien werden drei Sonnen zugleich am Himmel gesehen, welche sich zu einer einzigen vereinigen. Vgl. den Art. Dreieinigkeit. Christi Geburt fällt genau in die Wintersonnwende (24. Dezember), von wo an die Sonne wieder höher am Himmel steigt und die Tage länger werden, weshalb dieser Tag schon bei den Römern dies natalis Solis invicti hiess. Vgl. den Art. Sonne. Das neue Jahr, der Beginn eines neuen Lebens in der Natur sollte nun das Sinnbild der allgemeinen neuen Wiedergeburt der Menschheit in Christo seyn. Dem entspricht das Wunder der plötzlichen hellen

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_315.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)