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König Philipps III. portraitirt. Viardot, l'Espagne II. 184. Auf einem andern spanischen Bilde des Luis de Vargas in Sevilla sehen Adam und Eva der Geburt des Heilands zu. Fiorillo IV. 95. Dass die ersten Sünder dem ersten Erscheinen des Erlösers lauschen, ist eine erlaubte Symbolik; doch darf nicht vergessen werden, dass nach kirchlicher Tradition Christus das erste Elternpaar erst bei seiner Niederfahrt zur Hölle aus der Vorhölle erlöst hat, und dass der greise Simeon und der Täufer Johannes die erste Nachricht von Christi Geburt dorthin brachten, Adam und Eva mithin nicht schon Zeugen der Geburt Jesu gewesen seyn können. Auch die Anwesenheit von Engeln mit den Passionsinstrumenten bei der Geburt des Christkindes (Bild des Girolamo di S. Croce in Berlin) ist eine zu aufdringliche Symbolik. Jeder Christ kennt den Tod des Heilands voraus, auch ohne jene Werkzeuge vor Augen haben zu müssen, die jedenfalls den heitern morgendlichen Eindruck der Geburt stören. Die Maler thun wohl, es bei der Anbetung der Engel, der Hirten und der heiligen Könige bewenden zu lassen.

In dem Gedicht: De partu virginis von dem Neapolitaner Sannazar[WS 1] (im 16ten Jahrhundert in lateinischen Hexametern geschrieben) ist die biblische Erzählung von der Geburt Christi in den Styl Virgils übertragen, und wird die ganze alte Mythologie herbeigezogen. Gott selbst heisst der Donnerer, der Himmel Olymp. Am Schlusse des ersten Gesanges wird die Geburt des Herrn der Hölle verkündet, aber es ist nicht die christliche Hölle, sondern der antike Tartarus, die plutonischen Wesen erzittern, Megära seufzt, Cerberus zieht den Schweif ein vor Angst etc. Die Anbetung der Hirten wird als ein Wettgesang ganz so wie die vierte Ekloge Virgils aufgefasst. Auch verfehlt der Dichter nicht, die bekannte Stelle Virgils, in der von der Rückkehr der saturnischen Zeit und von der Jungfrau die Rede ist, und die auf Christi Geburt bezogen wurde, hier anzubringen. Statt der heiligen drei Könige aber kommen nach den Hirten zur Anbetung der Fluss Jordan und mit ihm alle möglichen Nymphen,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Berichtigung Band II. In der Vorlage: 'Sannazor'
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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_318.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)