Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 351.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

priesterliche Tracht, Offenb. Joh. 1, 12, bezieht sich nicht auf den Vater, sondern auf den Sohn.

Dagegen thront der Vater als „der Alte“ bei Daniel 7, 9. auf einem Stuhl mit Rädern voll Feuerflammen (siehe Cherubim) und mit weissem Kleide, während tausendmal Tausend (Engel) ihm dienen und zehntausendmal Zehntausend um ihn stehen. Sehr ähnlich in der Offenb. Joh. 4, 2 f. Hier sitzt Gott, glänzend wie der Stein Jaspis oder Sardis, auf dem Stuhl, umgeben von einem Regenbogen. Vom Stuhl gehen Blitze aus; vor dem Stuhl aber breitet sich ein gläsernes Meer aus. Schon 2. Mos. 24, 10. kommt Gott thronend vor, über sich einen grossen Saphir (das Himmelsblau). Wiederholt bei Ezechiel 1, 26, wo auch der Regenbogen und das Leuchten Gottes wiederkehrt. Ganz feurig erscheint Gott noch einmal bei Ezechiel 8, 2. Ein rothes Ober- und Untergewand trägt er mit der Papstkrone und dem Krystallscepter auf einem Bilde von Cocxie im Berliner Museum. Ein rothes Gewand hat er auch, nebst blauem Mantel, in einem Gothaer Breviarium. Rathgeber, Annalen S. 63. In dem merkwürdigen Dreieinigkeitsbilde von A. Dürer hat Gott ein blaues Untergewand, ist aber mit einem goldnen Mantel so bedeckt, dass man selbst seine Hände nicht sieht, wodurch der schöne alte Kopf um so bedeutender hervorgehoben wird. Kunstbl. 1823, S. 187. Auch hierin liegt etwas Gespenstisches, aber mit viel mehr Majestät gepaart, als bei Raphael.

Zu den Machtattributen Gottes gehört die Weltkugel, die, wie Gott als Kaiser erscheint, zum Reichsapfel wird. Siehe Kugel. Didron, icon. p. 228, bemerkt, auf Kirchenbildern vor dem 15ten und 16ten Jahrhundert trage auch der Sohn öfters die Kugel, der Vater dagegen ein Buch; später immer umgekehrt. Das Buch in Gottes Hand kommt auf ältern Bildern öfter vor und bedeutet vielleicht das Gesetz oder das Buch des Schicksals und Gerichts, daselbst p. 113. Jedoch sollte man zunächst das Unerforschliche darunter verstehen, das Gott sich vorbehält, weshalb Durandus, rat. offic. I. 3, 12, von den Malern verlangt, sie sollen Gott dem

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_351.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2021)