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gewöhnlich das Schwert hing, Sinnbild der Kraft und Stärke, die einem höhern Zwecke dient. In diesem Sinne war schon bei den sittenstrengen alten Parsen der Gürtel (kosti) besonders geheiligt. Vullers, Fragm. über Zoroaster S. 115. Rhode, heil. Sagen S. 49. Jeremias 13, 7. vergleicht Israel mit einem nassen und verdorbenen Gürtel, den Gott weggeworfen habe. In einem altdeutschen Gedicht in Haupts Zeitschr. I. 277. erscheint der Gürtel als Sinnbild des Rechts, und die Stärke wird erst aus dem Recht hergeleitet. Jesaias 11, 5. spricht vom Gürtel der Gerechtigkeit. „Umgürtet euch mit Wahrheit,“ heisst es Ephes. 6, 14. In der Offenb. Joh. 1, 13. trägt Gott selbst einen goldnen Gürtel, und nach Matth. 10, 9, Luk. 12, 35. befiehlt Christus den Aposteln, Gürtel zu tragen. Darum tragen auch die Mönche Stricke als Gürtel und drei Knoten darin, welche das Gelübde des Gehorsams, der Armuth und Keuschheit bedeuten. v. Bucher, Werke V. 21. In der mönchischen Ascese kommt überdies noch das cilicium vor, ein rauher Gürtel von Rosshaaren zur Zähmung des Fleisches. Vgl. Judas von Pater Abraham III. 490.

Die sinnlichen Griechen verliehen ihrer Liebesgöttin Aphrodite einen Gürtel der Anmuth, der nichts widerstehen konnte. Die kräftigen Normannen legten ihrem Donnergott Thor einen Kraftgürtel bei. In der christlichen Symbolik hat der Gürtel immer nur die Bedeutung der Zucht, der Macht, die man über sich selbst ausüben soll zur Bezwingung des Bösen. Von einigen Reliquien hoffte man in diesem Sinne vorzugsweise Hülfe. Zu Vercelli zeigt man noch den Gürtel, den die gen Himmel fahrende Mutter Gottes fallen liess, um den ungläubigen heiligen Thomas zu überzeugen, dass sie wirklich schon oben sey, und um in diesem Gürtel zugleich sämmtlichen Aposteln ein Sinnbild der Zucht zu geben, die sie üben und lehren sollten. Lady Morgan, Italien I. 167. Ein anderer Gürtel der Mutter Gottes zu Loretto soll gegen alle Uebel helfen. Eben so der Gürtel der heiligen Monica. Schmeller, bayr. Wörterb. II. 71. Der Gürtel des

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_361.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)