Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 418.jpg

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Bei der Messe ist die Erhebung der heiligste Moment. Sie wiederholt gleichsam die Auferstehung aus dem Grabe.

Der Hostie entspricht das Brodt und die Aehre, daher oft auf Sinnbildern die Aehre für den Leib, wie die Traube für das Blut gebraucht wird. — Wie der Leib Christi zur Hostie werden konnte, versinnbildlichte sich ein grober Humor, in dem vielleicht schon ketzerische Satyre verborgen liegt, in mehrfachen Bildern späterer Zeit. Auf einem alten Bild in Worms drehen die Apostel eine Handmühle, worein Christus geworfen wird und unten kommt die Hostie heraus. Berckenmeyer, Antiqu. I. 56. Ein ähnliches Bild zu Tribsees in Pommern. In Heilsbronn tritt Christus den Kelter und unten fallen Hostien heraus. Waagen, Kunstw. in Deutschland I. 316.

Die Legende kennt unzählige Hostienwunder. Zuerst solche, durch welche die Transsubstantiation oder wirkliche Verwandlung des Brodtes in den Leib und das Blut Christi bewiesen wurde. Dies geschah, indem die geweihte Hostie in der Hand des Priesters blutete. Papst Gregor der Grosse brach die Hostie und sie blutete, als ein Weib, weil es die Hostie gebacken hatte, an die Verwandlungsfähigkeit derselben nicht glauben wollte. Im Jahre 1264 wiederholte das nämliche Wunder Papst Urban IV. zu Bolsena, durch ein berühmtes Gemälde von Raphael verherrlicht. Dasselbe Wunder wiederholte St. Alexander von Hales, der mit Recht verlangte, man solle keine Hostie mehr geniessen, wenn sich die mystische Verwandlung den Sinnen offenbart habe, denn mit solchen ausserordentlichen Offenbarungen bezwecke Gott etwas Anderes, als mit dem gewöhnlichen Genuss des Abendmahls. — Zu Waldthüren, dem besuchten Wallfahrtsort im Würzburgischen, vergoss der Priester im Jahre 1330 einige Tropfen aus dem geweihten Kelch, und sogleich bildete sich auf dem Corporale aus jedem Wein- oder vielmehr Blutstropfen ein vollkommener Christuskopf. Journal von und für Deutschland I. 338. — Nach einer noch ältern Legende

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_418.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)