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ass einmal ein Judenknabe zufällig von den Resten des Abendmahls, sein Vater ward es inne und warf ihn in einen glühenden Ofen, aber der Knabe blieb im Feuer unversehrt. Evagrius IV. 36. — Zu Wilsnak wurde 1383 die Kirche durch einen Herrn von Bülow in Brand gesteckt, aber auf dem allein stehen gebliebenen Altar eine blutende Hostie unversehrt gefunden, zu der man seitdem wallfahrtete. Gieseler, Kirchengesch. II. 4. 330. Temme, Sagen d. Altmark S. 104. Eine andere blutende Hostie wurde zu Zehdenik verehrt, die von einem bösen Weibe in den Keller begraben wurde, aber aus der Erde heraus blutete. Temme S. 103.

Oft wird auch in der Hostie während der Wandlung die kleine Figur des Christkindes erblickt. So vom Sachsenherzog Wittekind, was ihn bewog, an Christum zu glauben. Grimm, deutsche Sag. Nr. 448. Mehrere Beispiele s. in Görres' Mystik II. 104. Johanna Metles konnte daran die geweihten Hostien von den ungeweihten unterscheiden, daselbst 120. Angela von Foligno sah in der Hostie ein Kind, ein Crucifix, ein Paar grosse Augen. Zu Douay in Flandern sah man in derselben Hostie Vielerlei, der Eine ein Kind, der Andere ein Crucifix etc. zugleich, daselbst 107. Nieremberg, hist. nat. 392. Maria von Oignies sah am Christfest in der Hostie ein Kind, in den folgenden Jahresfesten aber einen Knaben, Jüngling und Mann, so dass sich des Heilands ganzes Leben in der Hostie spiegelte. Daselbst S. 106. Eben so noch in neuerer Zeit das Fräulein von Mörl in Tyrol, Ennemoser, Magnetismus S. 163. Weiber fanden auf einer Wiese, wo Hostien ausgeschüttet worden waren, ein Gewimmel von schönen kleinen Kindern. Pater Abraham, Judas II. 350. Derselbe Pater Abraham, II. 362, erzählt von einem Christkindlein in der Hostie, das sich gesträubt habe, in den Mund eines Gottlosen einzugehen. Eine so unwürdige und widerwärtige Vorstellungsweise beweist, wie gut der Rath des Alexander von Hales war. — Ida von Nivelle sah in der Hostie eine Sonne, aus der sieben Strahlen in ihr Herz drangen. Görres, Mystik II. 242.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_419.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)