Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 448.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit Honig gebratene Heuschrecken assen. Michaelis, oriental. Bibliothek XV. 145. Eine Menge Länder und Städte machten ihn zu ihrem Schutzpatron. Insbesondere ist er Patron der Lämmer, der Schneider (weil er sich sein Kleid aus Fellen selbst machte) und der Maurer (weil er die ersten Steine zum Bau der unsichtbaren Kirche herbeitrug). Als Patron der Maurer gilt er auch jetzt noch sehr hoch bei den Freimaurern, deren hohes Fest auf seinen Tag fällt. In Rom gehört ihm die älteste Kirche, der Lateran, wenn auch die grösste dem heiligen Petrus zukommt.

Auf einigen Bildern sind Johannes der Täufer und der Evangelist zusammengestellt. Von Hemling (Schnaase, niederländ. Briefe 355.), von Altdorfer in Regensburg (v. Rettberg, Briefe 165.), von van Dyck in Berlin (Kugler I. 221. Waagen, Cat. 199.). Hieher gehört auch die reizende Dichtung des Heinz von Constanz. Zwei Nonnen stritten sich, welcher der beiden Johannes der vornehmere sey. Nachdem sie alle Tugenden derselben auseinandergesetzt, und jede den Sieg behauptete, erschien im Traume jeder ihr Heiliger und belehrte sie, der andere sey der bessere. Nun kamen des Morgens die Nonnen wieder zusammen, knieten vor einander nieder und baten einander ihren Irrthum ab. Rosenkranz, deutsche Poesie S. 193.

Grossen Ruhm erlangte die lateinische Hymne auf den Täufer, verfasst vom bekannten longobardischen Geschichtschreiber Paul Warnefried, weil die Anfangssilben der vier ersten Zeilen zu Benennungen der sieben Töne der Tonleiter gewählt wurden (ut, re, mi, fa, sol, la):

Ut queant laxis
Resonare fibris
Mira gestorum
Famuli tuorum;
Solve polluti
Labii reatum,
Sancte Johannes.

Im Uebrigen wird in dieser Hymne nur das Geburtswunder des Täufers gepriesen. Vgl. Königsfeld, Hymnen S. 86.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_448.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)