Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 455.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hatten, ein Vorbild des heiligen Abendmahls. Hymne des Sedulius in Fortlage’s christl. Gesängen S. 44. Am ausführlichsten ist die Vergleichung durchgeführt bei Rupert. Tuit. p. 93 f. Josephs Keuschheit, Heiligkeit, Regierungsweisheit und Reichthum erweckte eine dunkle Vorstellung eines ihm gebührenden königlichen Priesterthums, daher ihn die Kirchenmaler oft mit der bischöflichen Mitra darstellten. Didron, man. p. 127.

Joseph ist Rahels Sohn. Jakob liebte die Rahel vor allen und also auch ihren Sohn, zeichnete ihn daher auch durch den schönen Rock aus, welcher den Neid der Brüder erregte. Ganz in demselben Verhältniss wächst aus dem Judenthum, als ein in dessen Nationalität von Gott gesenkter höherer Keim, das Christenthum hervor, und wird eben deshalb vom Judenthum verfolgt. Die Brüder selbst sind es, die das heilige Kind in die Grube werfen und darnach den Heiden verkaufen. Joseph verherrlicht sich aber unter den Heiden und steigt aus der Nacht des Grabes zu den höchsten Ehren empor, so dass seine Brüder ihn anzuflehen kommen, ohne ihn wiederzuerkennen. Ganz eben so erlangte das Christenthum unter den Heiden das höchste Ansehen. Allein nicht nur die irdische Geschichte des Christenthums in seinem Verhältniss zum Heidenthum und Judenthum ist in Josephs Geschichte vorbedeutet, sondern auch die Erlösung des Menschengeschlechts überhaupt, und die Herrlichkeit im Lande Gosen lässt im tiefen Spiegel die künftige Herrlichkeit des neuen Jerusalem sehen. Die reuigen Brüder lassen hinter sich den Zorn des Jehovah und ziehen ein in das neue Reich der Gnade. Ueberall strömt von Joseph jene Fülle der Gaben und jener Frieden, den die Offenbarung Johannis in ihrem letzten Kapitel verheisst. Darauf weisen auch schon Josephs Kinderträume hin. Alle Garben neigen sich vor der seinigen, Sonne, Mond und Sterne neigen sich vor ihm, weil in ihm der Herr aller Ernten und der König des Himmels vorgebildet seyn sollte. Auch der berühmte Traum von den magern und fetten Kühen, den Joseph auslegt,

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_455.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)