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denen Geistliche unheilige und verbotene Dinge treiben, oder Thiere in geistlicher Tracht heilige Handlungen auf eine spöttische Weise begehen. So in Strassburg, Basel, Wien, Zwickau, Oehringen etc. Vgl. Fiorillo I. 367. Kunstbl. 1837. S. 374. Der Teufel reitet auf der Nonne. Der Mönch buhlt mit der Nonne. Der Fuchs stellt sich todt und lässt sich von den dummen Thieren andächtig begraben etc. Man hat einfältigerweise diese Bilder für Satyren gehalten, welche sich die Baukünstler gegen die Pfaffen erlaubt hätten. Aber die Bilder entstanden in einer Zeit, in der die Geistlichkeit den Höhepunkt ihrer Macht erreicht hatte und den Bauten selber vorstand. Kein Künstler hätte wagen dürfen, ein den Clerus beschimpfendes Bild in die Kirche aufzunehmen. Die Bilder sind keine Satyren, sondern Warnungen. Sie sagen offen vor allem Volk, wie der Geistliche nicht seyn soll. Vgl. den Art. Fuchs.

Werden die Kirchen eigenthümlich geschmückt, die Vorhänge, Altardecken etc. von besondern Farben gewählt, so ist Roth oder Purpur die Farbe des Sieges und Jubels, aber auch der Martyrer; Schwarz die Farbe der Trauer. Weiss werden die Kirchen zu Ehren der Jungfrau Maria geschmückt. An die Stelle des Schwarz tritt auch Violett ein. Ein ausserordentlicher Blumenschmuck der Kirchen findet Statt am Fronleichnamsfest und bei der Würzweihe (15. August); Blumen gehören aber auch überhaupt zum Schmuck der Kirchen bei jeder freudigen Festgelegenheit. Der Schmuck darf jedoch nie einen der Kirche fremden Zweck haben. Es ist nicht erlaubt, weltliche Ideen in den Kirchenschmuck einzutragen. Die Kirche der berühmten Preobraschenskoi'schen Garde in St. Petersburg ist mehr ein Arsenal, als eine Kirche. Die Säulen sind ganz aus Waffen zusammengesetzt, starren von Bajonetten und Säbeln und entfalten als Palmblätter lauter Fahnen. Auch von aussen ist sie nur mit Ketten und Kanonen dekorirt. Kohl, Petersburg I. 189. Das ist ein Tempel des Mars, aber keine christliche Kirche.

Zum Schluss noch ein Paar Legenden von Kirchen.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_487.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)