Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 490.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Noth umringte, zu beschäftigen und anzufeuern, lehrte er dasselbe zum erstenmal Wechselgesänge zwischen Clerus und Gemeinde. Doch ist das unter dem Namen des Ambrosianischen Lobgesanges so berühmte Te Deum nicht von ihm, sondern späteren Ursprungs. Als ein Vertrauter des Kaisers, der Verschnittene Kaligonus, dem Erzbischof mit der Hinrichtung drohte, antwortete Ambrosius: „Wenn dir Gott gestattet, diese Drohung auszuführen, so werde ich dulden, wie es einem Bischof ziemt, du aber wirst handeln, wie es von einem Hämmling zu erwarten ist.“ Es kam nicht dazu, denn die Soldaten selbst drängten sich zur Predigt des Heiligen herbei, und der Kaiser wagte nicht, Gewalt zu brauchen. Nicht lange darauf kam Theodosius der Grosse auf den Thron, der die Kirche wie den Staat unumschränkt beherrschte; allein als er nach Mailand kam, verbot ihm Ambrosius, im Chor zu sitzen, wie die Kaiser in Constantinopel immer thaten, und wies ihn unter die Laien hinaus. Der Kaiser gehorchte nicht nur, sondern wagte nun auch im Morgenlande nicht mehr im Chore zu sitzen. Als derselbe Kaiser dem Ambrosius versprochen hatte, die allerdings strafwürdige Stadt Thessalonich, wo der kaiserliche Statthalter ermordet worden war, aus kaiserlicher Milde zu schonen, das Versprechen aber nicht hielt und fast die ganze Einwohnerschaft niedermetzeln liess, that Ambrosius den Kaiser in den Bann, und als dieser es wagen wollte, dennoch in die Kirche zu gehen, stellte sich der Erzbischof in vollem Ornat mit seinem schweren Bischofstabe als Pförtner vor die Thüre, wies ihn mit harten Worten ab und legte ihm noch dazu eine Busse auf, die der Kaiser auch übernahm. — Noch nach seinem Tode soll Ambrosius Wunder gethan und einmal in einer Schlacht wider Ludwig den Deutschen im Jahr 1338 als Mailands Schutzpatron erschienen seyn und die Feinde mit einer Geissel hinweggepeitscht haben, weshalb eine Geissel sein Attribut ist. Majoli, def. imag. 338. Auch ist ein Bienenkorb sein Attribut, weil ihm in seiner Kindheit Bienen Honig (das Sinnbild der Beredsamkeit) in den Mund trugen.

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_490.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)