Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I 520.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Sohn fällt im Kampfe, indem er aber sterbend das Kreuz anruft, kommt ein Bischof, hört ihn Beicht und absolvirt ihn. Das Mädchen, Julia, soll eben auch von ihren Verfolgern eingeholt und ermordet werden, als es ein Kreuz umfasst und, mit ihm in die Luft erhoben, verschwindet. Vgl. v. Schack, Gesch. der dramat. Kunst in Spanien III. 131. Hier soll nicht etwa ein gemeines und grobes Kreuzwunder jeden Frevel decken und entschuldigen, sondern es soll nur gezeigt werden, welche Macht dem verliehen ist, der den Glauben nicht verliert. Das Kriterium liegt in der Macht des Glaubens, ohne welchen das Zeichen allein seine Macht nicht äussern würde.

Das segnende Kreuzzeichen macht der griechische Christ von rechts nach links und legt dabei, indem er den Zeige-, Mittel- und kleinen Finger als Sinnbilder der Dreieinigkeit aufreckt, den Daumen mit dem Goldfinger über’s Kreuz zusammen. Der römische Christ macht es von links nach rechts, erhebt den Daumen, Zeige- und Mittelfinger und drückt die beiden letzten Finger einfach ein. Didron, icon. 415. Binterim, Denkw. IV. 1. 520. Die griechische Weise bezweckt, den Namen Christus auszudrücken, indem die beiden sich kreuzenden Finger das Andreaskreuz oder griechische Ch bilden; die drei aufgereckten Finger aber so gegen einander gestellt werden, dass der Zeigefinger gerade steht als I, der Mittelfinger sich aber so krümmt, dass er mit jenem ersten zusammen ein Ρ (das griechische R) bildet, während der sich ebenfalls etwas neigende kleine Finger ein C (das griechische S) darstellt. Kreuser, Kirchenbau I. 242. Eigenthümlich und offenbar zu künstlich ist die Segnung des Ephraim und Manasse durch den alten Jakob ausgedrückt, indem der letztere seine Arme über ihren Häuptern kreuzt. Didron, man. p. 93.

Das Kreuz wurde auch in Gottesurtheilen gebraucht, die Wahrheit zu ermitteln. Der Angeklagte machte die Kreuzprobe, indem er mit ausgebreiteten Armen am Kreuze stand, oder ein hölzernes Kreuz in's Feuer warf. War er unschuldig, so konnte er im ersten Falle länger stehen als sein

Empfohlene Zitierweise:
Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_520.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)