Seite:Christliche Symbolik (Menzel) I p 018.jpg

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Kreuz auf das Erdenrund gepflanzt worden und von unten her haben sich die Blumen der kirchlichen Poesie um seinen Fuss gerankt, aber auch Unkraut und schlangenbergende Dornen.

Ich zeige an den geeigneten Orten, wie des reinen christlichen Symbols Maass und Gerechtigkeit sich von den willkührlichen Uebertreibungen und Ungeheuerlichkeiten der Gnosis und anderer Sekten, sowie des Talmud und Koran unterscheidet, und wie noch hin und wieder spät im Abendlande heidnische Symbole durch die Legende in den christlichen Bildercyclus aufgenommen werden konnten, immer unter der Bedingung einer neuen und höhern Weihe; oder wie eigenthümliche Naturerscheinungen, Kräuter, Bäume, Thiere, welche die christlichen Bekehrer im Norden vorfanden, sich zu guten Sinnbildern im christlichen Sinne geeignet haben und so genommen worden sind, eben so unbefangen, wie andere dem Süden eigenthümliche im Orient. Aber ich enthalte mich, jenen ganzen Wust von talmudistischen, gnostischen, manichäischen, muhamedanischen Fabeln auszukramen, die des Lesers Aufmerksamkeit nur ablenken würden von dem heiligen Kreise echtchristlicher Symbolik. Die falsche Gelehrsamkeit, die sich in diesen Enthüllungen gefällt, führt von Bayle an nicht in die Kirche, sondern aus ihr heraus, und die pseudochristlichen Phantasmata, die sie an die Wand malt, können ein gläubiges Gemüth nur beunruhigen, wie jene, die den heiligen Antonius, als er vor dem einfachen Kreuz auf rauhem Stein kniete, zu stören trachteten.

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Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Erster Theil. G. Joseph Manz, Regensburg 1854, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Christliche_Symbolik_(Menzel)_I_p_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)