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Das XVII. Capitel.
Von König Billungs Söhnen, Mitislao, Frederich, Nacone.

DRey Söhne der König Billungus liess, Filii Bilungi.
Sind oben genennet, sich ohn Verdriess,
Mislaus des Reiches unterstund
Der Heydenschafft war ein fester Grund
Der bey seines Vaters Zeiten bedacht
Dass er seine Stieff-Mutter von ihm bracht
Welche war mit Christliche Lehre behende
Er bracht seinem Vater vor seinem Ende
Gantz von dem Glauben und dass er brandte
Die heil. Städte, ihre Diener schandte.
Da nun er starb, so liess er nach
Mistevoy den Sohn und Misidrach.

Das XIIX. Capitel.
Von Misislai Söhnen, Mistevoi und Misidrach.

MIstevojus und sein Bruder schon Filii Misislai Mistevoi & Misidrach.
Die trugen des Reiches Oberste Crohn.
Nach ihrem Vater und dachten eben
Sie wolten führen Christen Leben
Mit den Sachsen hatten sie viel Streit
Pommern das war ihr noch die Zeit
So begab sich dabey seinen Tagen,
Kayser Hinrich thät sich fast beklagen
Ueber Hertzogen Berend von Sachsen stoltz,
Den folgte Mistevojus über Berg und Holtz
Mit tausend Pferden, durch seine Bete
In Walland er und auch seine Rähte,
Verlohren darin ein Michel[1] Theil
Derselbigen man in grossen Unheil,
Der Hertzog hat ihm zugesagt
So er den Zog mit ihm gewagt
Er wolt ihm geben die Tochter seyn,
Das wehrt Marggraff Diederich und sprach, das Schwein,
Ist nicht ihr wehrt, der Wendische Hund.
Der König zog von dem Tage zur Stund,
Der darüm was geleget gar
In Beysein vieler Fürsten Schaar.
Der König berieff sein Land do gar
Gegen Rethen die Stadt, und sprach fürwahr
Die weil ich werd geschätzt ein Hund,
Zähne will ich haben in mein Mund.
Wie wohl nun zu ihm die Seinen sprachen
Wir solten wohl gar faul sein zurachen,
Du hast dich zu den Christen wolt kehren
Vom Wendischen Blut, das thut uns sehren.
Doch zogen sie mit dem Könige bald
Dieweil der Hertzog in Waland stallt,
Zurächen an den Kayser sich,
Holstein du nahmst über dich
Stormarn und Dittmarn er do brandt
Alle Kirchen und Diener allenthalben schandt,
Zu Stargardt, das nun Altenburg heist,
Der Priester erwürget er allermeist,
Die schlachte er wie man pflegt das Viehe
Ein Theil er führte durch Wendland je
Den waren gebunden zurück ihr Hände
Von einem Ort zum andern Ende
Er schneit ihren Kopff Creutzweise,
Unter ihnen ihr Probst Odoacer leise
Mit ihm do nahm die Marter Cron,
Hamburg auch nahm von ihm den Lohn.
Do waren die Zeit geflohen hin all
Der Christen Obersten mit Ungefall,
Die erwürgte da in grosser Schaar
Und tilgete den Glauben, der vor war
Unter dem Otten von Sachsen frey
Er wurtzelt auch, must an die Rey
Marggraff Diedrich von Soltwedelkreich so last,
Er ward seines Landes do gantz ein Gast,
Zu Magdeburg krieg er ein Praebende
Do must er bleiben an sein Ende.
Erst als König Mistevoy worden alt
In solcher Tyrannischer Gewalt
Da kam Ihm Reu und ward ihm leyd,
Gegen Bardewick zog er ungeneyd
Und lebte in Elend alle seine Tage,
Und starb so Christlich fromm mit Klage.

Das XIX. Capitel.
Von den Söhnen die Mistevoi hinter sich liess, genand Udo Anadrachus und Gneus.

ALs Mistevoi was gestorben die farth Filii Mistevoi.
Er liess drey Söhne die waren zart
Udo der älteste der nahm das Reich
Er war sein Vater in Tugend ungleich
Seinem Vater er in Glauben nicht nachging
Das war den Christen schwerlich Ding
Den Glauben er stöhret, so meist er kunt
Das roch an ihm Gott in der Stund
In seinem Hoff er hat einen Gast
Der war aus Sachsen entronnen mit Last
Und gab sich unter dem Könige gar eben
Und bracht ihm bald von seinem Leben.
Durchstach ihm, so krieg er seinen Lohn
Wie wohl er sonst was weiss und schon.
Denn als zu Werben das Reich einen Tag
An der Elben hielt, da lag
Derselbige König gefodert dar,
Seines Rahts nahm der Kayser wahr,
Und hielt ihn für ein klugen Mann
Doch wolt er nicht den Glauben entfahn
Nach seinem Tode seine Brüder beyde
Das Reich einnahm mit grossem Leyde,
Anadrach liess einen Sohn die Zeit,
Nicolothus des Gerüchte was nicht weit
Gneus auch ohne Erben verstarb
Nachdem das Reich Godeschalck erwarb
Der war des Grimmen Udonis Sohn
Der da folgte GOtt in Tugend schon.

Das XX. Capitel.
Von Könige Godeschalck des Grimmen Udonis Sohn, und von König Godeschalck Schwester, welcher Nahmen vergessen, kriegt einen Fürsten Blusso genandt.

König Godeschalck nach seinem Vatern Todt Godeschalcus.
Das Reich nahm alle unter sein Geboth
Doch ehe ihm das Reich genommen
Die Tauffe er wolt, und hat bekommen
Die Buchstab lernet jung mit Rath
Zu Lüneburg in der Wenden Stadt.


  1. Alii mächtig: Sed erronee. Michel enim idem ac gross, unde Cambrium mych, græcum μέγας, μεγάλοι, gothicum Mikil. Et Michelburg i. e. magna Urbs. Alexandri Mikla Saga i. e. Alexandri Magni vita, apud Torfaetan in Catal. monum. Island. Idem docent Stiernhelm, Verelius, Peringskiold in Annotat. ad Theod. Vit. ed. Holm. 1699.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 577. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_577.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)