Seite:Chronicon der mecklenburgischen Regenten 579.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Was in der Jugend fromm und gut,
Aber da er hörte, wie hatte sein Blut
Vergossen Udo der Vater sein,
Ubergab die Lahr, und zog ohne Schein
Heimlich über die Elben zu Hauss
Gegen Wineta die Stadt in grimmigen Sauss. Wineta, eine berühmte Handel-Stadt.
Die lag in Pommern und was die Zeit
Der berühmtesten so in Europa leit.
Griechen, Russen, Musken und Pohlen
Die pflegten all Nahrung da hohlen,
Sie ward verstört und heist Wollin
Die Gelegenheit thut anzeigen Schyn.
Da nahm er an des Reiches Gewalt
Und that eine Rede dergestalt.
Er gedachte zu rächen seines Vaters Todt
Da kommen die Holstäter alle in Noht
Er macht sich auf mit seltsahmer Arth
Mit alle demjenigen die verkart
Waren, und bracht gantz in die Flucht
Was über der Elben, sie liessen mit Zucht
Hauss und Hoff und lieffen davon,
Die Zeit er zoch zu Solde stohn
Von Dennemarck König Canuto genant
Und ward sein Oberster Feld-Hauptmann zu Hand,
Wider Norwegen Schweden, und bracht sie bald
Mit Mord und Brand zu des Königes Gewalt
Er tast auch an mit streitlicher Hand
Den König von Engeland in seinem Land.
Verdienet also des Königes Kind
Von Dennemarck, die war ihm auch nicht find,
Syricta genant, war from und schon
Das was seines Königlichen Streites Lohn
Mit der so zog er über den Balt
Und kam zu Hauss mit grosser Gewalt
Die Seinen empfingen ihn alle mit Lust
Den richte er zu einen höfflichen Kost.
Und da er hatte betracht gar eben
Seines Vaters Grimheit und Heydnisch Leben.
Und sah auch wie sein Land verstörth,
Den Glauben er nahm an und bauete fort
Städte und Tempel und schamete sich nicht
Was ihme sein Meister in der Jugend bericht,
Seinen Wenden zu predigen zu der Stund
Denn sie verstunden nicht Teutschen Mund,
Jungfrauen und Monichen er machte,
Clöster, und darnach ferner gedachte
Er wolte gezogen seyn mit Krafft
Die Heydnische Völcker, mit Streite behafft
Bringen unter des Glaubens Ehre
Und als er seinem Volcke gab Lehre
Zu Lentzen, liegt an der Elben eben,
So nahmen ihn so sein Volck sein Leben
Neben seinen Priester Poppo genant
Und ander Geistliche da zu hand,
Verjagten die Wüterich auch seine Frau
Die Königin, möget ihr Elend schau,
Sie nahmen ihr allen Fraulichen Schmuck
Sie liessen ihr kaum einen alten Rogk,
Gegen Mecklenburg in die Stadt gar eben,
Sie zog darinnen, so hatte am Leben
Ihr Herr gebauet 3. Tempel gross,
Der Geistlichen ward sie dar Genoss.
Die Wenden liessen auch nicht abe,
Sie brachten der Christen mehr zu Grabe
Sanct Answer in der Ratzeburger Land
Gefangen mit den seinen zur hand.
Die tröstete der Werthe auf seinen Knien.
Die Wenden sahe man allenthalben ziehen.
Und steinigten die Christen Leute mit Schalle
So blieb er und seine Gesellen alle,
Von Mecklenburg Joan der Bischoff klug
Sie führeten gefangen mit Unfug
Durch alle die Stadt mit Kolben geschlagen
Zuletzt thäten gen Rheta ihn jagen.
Der grossen Stadt, und hieben ihn abe
Füsse und Hände, auf einem Stabe
Das Haupt sie antworten Radegast,
Die andere Gliedmass alle fast
Sie streueten durch die Strassen breit,
Blusso der Fürst kam auch in Leyd.
Der hatte König Godeschalcks Schwester recht,
Der kam und wolte das Wendisch Geschlecht
Straffen, sie nahmen den Theuren unsüsse,
Sie hieben ihm abe beyde Hände und Füsse.
Bis von Sachsen Ordelaph genandt
Der streitet mit ihm in waffender Hand.
Zwölff Jahr nach bracht wenig Frommen
So gantz der Glaube was ümme kommen
So erhub sich da ein Streit gar balde
Unter ihnen selbst zu rechter Unfalde
Die Kyssiner überfielen der Rheten Land
Den Schatz des Gottes Radegast genannt
Sie wolten haben und begehrten ein Theil
Der Rheter und Stargarder zu grossen Unheil.
Verlohren den Streit zu dreymahlen
Sie besoldten die Dänen mit grossen Qualen
Das andere Theil hatte auch frembde Gäste
Das kommen sie beyde in grosse Läste,
Koch und Kelner schieden den Streit
Radegast war seines Geldes queit.
Die frembden Fürsten nahmen davon
Als man pflegt, den besten Lohn.
Von dieser Zeit der Thurn Altenburg Reich
In drey getheilet, Abelen gar gleich
Da blieb gegen Ratzeburg Aristo kam
Von Hierusalem aber Herr Johann der nahm
In Mecklenburg kam aus Schottland
Godeschalk dem Könige er was bekant
Der that ihme grosse Zucht und Ehren
Sein Volcker solte den Glauben lehren.

Das XXI. Capitel.
Wie König Godeschalck Lübeck erst bauet, und erst den Königen der Obetriten gehöret, darnach an viele Herren kommen, und zuletzt an das Römische Reich

ZWischen der Trabe und Wagnitz breit Godeschalcus fundator Lubece.
Die Zeit König Godeschalck erstlich leit
Eine Stadt die hatte der Nahmen viel
Bute, grossen Kollen, auch Lübeck mit Ziell,
Auf Wendisch Lübeca, ein Bulichen man nennet;
Und hätte auch jemand Poeten erkennet,
Der findet Bute in Frau Venus holde,
Die Stadt Frau Veneris Berg seyn solde.
Das ward auch mit der Zeit also
Frau Venus da ist allezeit froh.
Wäre auch jemand von Leyde halb todt
Ihr süsse Gnade die hilfft aus Noth
Sie mag verwandeln in alle Gestalt
So gross ist Frau Venus Gewalt
Die Altenburg König Godeschalck machte,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_579.jpg&oldid=- (Version vom 28.12.2021)