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Kommen für Lübeck heimlich stille,
Die Burg zu erlauffen was ihr Wille,
So ward das eben ein Priester gewahr,
Athelo genandt und zog fürwahr,
Die Brücken auf zur selben Zeit,
Der Löwe gewann durch Brand und Streit
Ilow und die Stadt Suerine,
Nicolothus mit dem Sohnen siene;
Kam gen Werle auf das Shloss,
An der Warle (Warne) gelegen war fest und gross.


Das XXXV. Capitel.
Wie König Nicoloth erschlagen ward, er that dem Löwen eine grosse Schlacht.

Der Löwe folgete dem Könige nachEjus ultima Fata.
Er kam aber das in Ungemach
seine Leute de waren der Wege unkundt,
Die schlugen des Königes Reuter die Stund,
seine Söhne die thaten auch der gleich
Dann wann sie Futtern[1] wolten im Reich,
Sie verhielten die Feinde, und schlugen todt,
Am Ende des beyde kommen in Noth
Und flohen zu des Vaters Trost,
Der empfing se gar mit ringer Lost.
Er hiess sie Metzen, und nicht sein Kind.
In Klugheit selbst der König erblindt,
Er wolte sie rechen, die Futterer dachten,
Harnisch sie heimlich an sich brachten,
Und da der König an sie kam;
Seines Schlahens keiner Schaden nahm,
so wolt entfliehen solcher List;
Der König, und ward zu der Frist,
Unerkandt durchstochen todt,
Seine Söhne kamen in weiter Noht.
Sie zündeten an ihr Schloss behende
Werla, und suchten ihrer Höltzer Ende.
Des Königes Haupt der Löwe erkandt,
Das bracht ihm einer in seiner Handt.

Das XXXVI. Capitel.
Von Königs Nicolothi Söhne Vratislao und Pribislao, und wie Schwerin erst zu einer Graffschaft ward.

Aus dem Walde wilt verhauenFilii Vratislaus & Pribislaus.
Möcht man täglich anschauen
Wie den Feinden brachen abe
Des Königs Söhne die jungen Knabe,
Bis so lange Vratislao balde,
Mit seinem Adel machte aus dem Walde,
Und kam gegen Werle auf das Schloss
Dem Löwen das gar sehr verdross,
Belagerte das in grimmigen Zorne,
Stormet darzu von hinten und forne,
Wie er zu Meilan hatte thun lernen
Fürsten sollen in Jugend gerne,
Sehen frembde Häupter nach Ehren streben.
So wird berühmt ihr Fürstlich Leben
Zu der Zeit ward auch verwund
König Vratislaus, und sein Bund
Graff Adolph brach, und halff dem Fiende,
König Pribisla greiff von seinen Gesinde
Hundert, als sie Futter brachten,
König Vratisla mit seinem Adel dachten;
Uberwindt das Schloss der Löwe mit Krafft;
Wir werden alle mit Tode behafft
So rieff er an den Graffen werth,
Er wolt sich geben, Gnade begehrt,
Gefangen must er Bruneschwig leiden,
Mit dem besten Adel; bey den Zeiten,
Worden loss die gefangen Mann
Der Löwe gedacht rath fort an.
Er wolt besetzen mit seinen Leuten
Die Land, so möcht er bass bedeuten,
Zu Schwerin setzte er Güntzelin
Einen Edelmann der was klug und fin,Origo Comitatus Sverinensis.
Von dem so worden mit der Zeit,
Graffen, ihr Nahm bekandt ist weit.
Gegen Kyssin setze er Ludolph eben
Sein Voigt von Braunschweig er that geben
Mecklenburg, Heinrich von Schacke genant,
Der war aus Flandern, die andre Land
Er theilet seinen Rittern und Knechte,
So dann sind hier noch viel Geschlechte.
Bischoff Berno zu Mecklenburg setzte Muth
Gab ihm dreyhundert Hufen gut,
Gegen Ratzeburg bracht er auch die Zeit
Viel aus Engern darnach ward Streit.
Pribisla gedachte seinen Bruder zu rächen
An Mecklenburg begunt er störmen und brechen
Darauf da was geringe Warte[2]
Fiel bald, die Pfordte er umme Karte,[3]
Und alle die Flemming die er fand,
Den macht er kund des Todes Band;
Siebentzig find ich an der Zahl
Ein Bischoff begrub die allzumahl,Berno.
dann die Zeit was das Stifft noch reich,
Zu Mecklenburg, nun zu Schwerin gleich,
Den Bischoff unter der Gräbniss-Zeit,


  1. H. e. Munire, tegere, item nutrire, alimentare, vitam tueri. Unde Gothicum Fodr, i. e. vagina, & vox Futter, pannum, itemque cibum notans. Hinc explicandum vocabulum Anglo-Saxonicum Feoh, i. e. stipendium, Gothicum Feoda, alimentum, Germanicum Föden, unde Feodum, Feod, Feudum, infeodatus, & barbarum Fodrum, Feodarius, ein Futterer. Facit huc Suecicum, Fodring, alimentum, de quo Verelius plura. Adde, quod de formula, Futter und Mal geben, & de etymo Feodi, i. e. stipendii, beneficii notant Dn. a. Ludewig in jure Clientelari, c.2. Spelmannus gloss. p. 216. sqq. Stiernhelmius in gloss. Goth, Ulphil. p. 47.
  2. i. e. Specula, Custodia, Praesidium Turris. Dicitur a Warten, Waren, custodire, unde, Italicum gwardia. Plura de hac voce Warta notat Scherzius ad varia loca Otfridi. Adde vocem Wartman i. e. inspector, Warantia Warenda & Warendatio, qua utitur Speculator Saxo pro Evictione, Gewehr-Leistung, seu defensione Venditi. Spectant huc voces Warenna sylva, i. e. custodita, prohibita, Wardwit seu immunitas a praesidio & barbarum latinum: Guardianus, Gardingus, custos: guarantia, Guarantigionatum Et vote ista Warta, Warten, seu tueri facile explicantur vocabula rerum alia ac civitatum, utpote Warne, Warnau, Warini, Werini, Waren, Castrum olim Megapolitanum, nunc oppidum, item vox Warder, Werder, insula, Wart, Vigil, Marquart, custos finium, Burgward, Tutor, Defensor Castelli, Seeward, custos maris, & quo utitur Lex Bajuar. Tit. 19 Howa Wart seu custos domus. Alibi vero ultima vox significare solet altam Speculam, Hochwarte, locus editior, prospiciens. Vice Loca apud Notkerum, & plura notanda huc pertinentia apud Spelman p. 564. Cangium, Junium, Schilterum.
  3. Umkarten idem est ac dejicere, discerpere, mutare, umkehren, ab antiquo Kart, Carta, unde Karten, carminare, discerpere, item Kartetschen, ferra denticulata. Adde Celticum cartha, purgare, quod ex Boxhornio notavit V. Clarissimus WACHTERVS in glossario germanico, nuperrime eod. p. 817.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_593.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2023)