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Das XXXIX. Capitel.
Von Pribislai und Nicoloti der Könige mercklichen Thaten.

NIcht ferne von Rostock an der See
DoRes gesta Dobberanenses et Rostochienses. sahe man die Zeit lustig stehe,
Ein Abgott, nu heist Dobberan,
Den warffen die Könige von der Bahn,
Und baueten ein Closter hoch von Steine,
Do haben die Fürsten noch gemeine
Begräbniss biss auf diesen Tag
Nicolotus auch die Zeit nicht lag,
Zu Rostock bauet ein festes Schloss
Ist nun ein Tempel Sanct Petros.
Die Zeit ward in das Closter bracht
Herr Berno von Amelungs-Born bedacht
Von dem Könige Ehrentreich
Machte sein Closter seelig und reich.


Das XL. Capitel.
Wie selbige Könige und auch die Bischöffe von dem Löwen der Lehen Entfahung entlediget.

KAyser Friedrich zu Würtzeburg in der Stadt
LagBannum Henrici Leonis, et Libertas Regum. mächtig in des Reiches Rad
Und klaget denen Fürsten allgemeine
In Waland der Löwe ihn gelassen alleine;
Derhalben so würden all sein Mann[1]
Erlöset ihre Treu durch seinen Bahn. i.e. Bannum.


Das XLI. Capitel.
Wie ein Schäffer von Dobberan das heilige Sacrament verberget.

ALs erst das Land war Christen worden
Und Miraculum Eucharisitiae Dobberanensis.so man predigt Christlich Orden
Ein Schäffer nahm in seinem Muth,
Gott spricht ich bin ein Hirte guth
Er möchte dir helffen von der Noth
Die Wölffe nicht bissen die Schaafe todt.
So barg der Schäffer das Sacrament
In seinem Stab und trug behend
Etliche mahl umb seine Schaffe
Das heilige Sacrament gaffe
Ihm ward das gantze lange Jahr
Kein Schaafe genommen von Wolffes Schaar
Seiner Frauen gab er das zu halde
Sie barg es in ihren Bettlein balde
So kam zu ihr dieselbige Fahrt
Ein Fraw arm und batt sie hart
Ein zeitlang mit ihr theilen ein Hauss,
Die sahe zwey Lichter, das brachte ihr Grauss,
Sonst niemand sach Licht en dem Bette
Die Frau die Schäfferin anredte,
So ward sie auch von Gott erhört
Dass sie die Licht sahe alsofort
Dem Schäffer sie die Sache kund that
Der gab ihr einen schnellen Rath,
Den Stab solt sie bass behalten
Eine Kiste solt seiner Hute walten,
So was der Stabe ein wenig zu lange
Sie nahm ein Messer und kurtzte die Stange,
Jemehr sie schneid, jeweniger eben,
Er ward ins Stroh, sie must ihn geben.
Selten zwey Weiber in einem Hauss
Nicht leben wie die Katz und Mauss
Kieffen ist ihnen angebohren
Unter den Weibern erwuchss ein Zorn.
Die Schäfferin schlug die frembde Fraue
Sie lieff zum Voigt, sie sprach und schaue
Ich will dir zeigen seltsahm Ding
Der Voigt mit etlichen Mönnichen ging
Den Stab sie funden unter dem Strohe
Voll rothes Blutes, worden frohe,
Sich hub darnach eine grosse Fahrt,
Aus frembden Land besuchet ward
Do dannen ward Dobberan erhaben
Es kamen Alte und Knaben.


Das XLII. Capitel.
Wie König Pribislaus gegen Jerusalem zog mit dem Löwen von Sachsen, auch wie er und sein Bruder storben, die Gefahrten Herr Conradt Bischoff zu Lübeck, Herr Heinrich Abt von Lüneburg, Guntzelin Graff von Schwerin, Herr Siegfried Graff von Blanckenburg, viel Adels, Marggraff Friedrich von Subach kam zu ihm, und der Marggraff aus Steyermarck, der Bischoff starb allein in Cypern.

DEr Löwe als er drey Jahr verbrachtPribislai iter Sanctum.
In Engelland bey seinem Schwager, er dacht,
Gegen Jerusalem nach der heiligen Stadt
König Pribisla zu Gefährten bat
Der was ihn nach viel Kriegen werth,
Des heiligen Grabes auch begehrt
Alls billig thut all Adelich Blut
Mit tausend Mann wahren gut
Sie zogen nach dem heiligen Land
Der Heydnische Sultan bat zur hand,
Zu sich, gab ihnen 1000. Pferd,
Türcken und Retzen ihre Kunde begehrt
Darzu gab er ihn 5. Elephand,
Mit grosser Ehr sie kommen zu Land,
Und als König Pribisla kommen was
Seine Frau eines jungen Herren genass,
Heinrich mit dem Nahmen Burvin
Nicht lange die Fürstin von Sachsen sin
Zu Lüneburg hielten Ritter-Spiel
In dem Stechen der König fiel,
Den Halss do stürtzet der Herr entzwey
Da hub sich an ein Heulen und Schrey.
Do ward begraben auf dem Berg.
Die Mönch von Dobberan durch sein Werck
Holeten die Beine gegen Dobberan,
Er hat ihm mercklich gut gethan
Die Wenden bald nach seinem Todt
Verliessen den Glauben, da kam in Noth
Dobberan, raubeten und stöhreten fast
Der Mönche sie todten eine grosse Last
Und wüsten die Städte sieben Jahr
Von Geistlichen Nahmen ihr Götter fürwahr,
Und satzten die an der heiligen Stadt
Nicolothus sein Vätter fand ihm Rath,
Sein Volck an der Peen versamlet bald
Und gedacht zu stöhren der seinen Gewaldt
Die kommen ihm starck entgegen alle,
Gegen Rostock jagten den König mit Schalle.
Nicht lange er ward geschlagen todt
Mit 80. der Seinen, geschach durch Gott,
Bey seinem Bruder und Frauen zart
Sein Leichnam da begraben ward.

  1. i.e. Vasalli, Ministeriales, Manni. Mannbücher sunt Libri feudales. Vide plura apud Scriptores de Ministerialibus Estor, Glafey, Riccius.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_597.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)