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Er nahm, sein Grab zu Gadebusch find.
Und von ihm kam gegen Mecklenburg eben
Sein Land dann recht nach seinem Leben.
Johann sein Sohn nicht lebet lange
Wislai von Pommern ohne Zwange
Tochter er kriegt, Helena genannt,
Und wolte darnach auf Pöeler Land
Fahren über des Meeres Grund,
In Eile erhub sich zu der Stund,
Er tranckt mit vielen seinen Mannen,
Sein Jäger Juba kam kaum von dannen
Den schwemmeten an den Ufer zwene Winde
An ihren Wind-Stricken hielt er geschwinde.
Der Herr ward gefunden todt
Zu Wismar begraben, genade ihn Gott,
Lieget bey den Observanten,
Eine Tochter er liess, Lütgard sie nandten,
Die verlobet dreyen Graffen zart,
Nach einander, der erste Gerhard
Von der Hoy, Adolph der Ander,
Von Holstein von Lindower Lande
Gunther je der 3te wass,
Der alte Johann zu Gadebusch sass,
Der zog mit Heinrich seinem Sohne
Für Rüge, macht die Christen schone,
Darnach er starb, eine Tochter liess,
Zu Gadebusch sein Grab war ohn Verdriess.
An Mecklenburg so kam Gadebuscher Land
An Heinrich den Löwen von Mecklenburg genant,
Der gab den Töchtern Geld davor
Damit vertrauet nach ihrer Cor.


Das XLVII. Capitel.
Von Herr Heinrich von Mecklenburg deßelbigen alten Herren Johann Sohne von welchen Heinrich ward gebohren, Heinrich der Löwe von Mecklenburg genandt.

HEinrich des alten Johann Sohn
Der folget seinem Vater klug und schon,
Der ward in Lieffland jung gebohrn,
Als sein Vater auserkohren
Die Heyden bracht an Christen-Glauben,
Die Zeit erlernet mit Streit und Rauben,
Dass er ein theurer Herr geacht
Von Pommern, Barnim bald gedacht
Anastasia seine Tochter geben hold,
Damit kriegt er auch Silber und Gold.
Die Frau was aus der massen zart
Sie zielete ihrem Herren Lutgard,
Dazu Heinrich den Löwen genant
Und Johann was auch wol bekant.

Das XLVIII. Capitel.
Wie Herr Heinrich gen Jerusalem zog und ward gefangen und dem Suldan bracht und saß 26. Jahr ehe den er loss ward, als er weg zog, da war Herr Hinrich der Löwe sein älter Sohn 3. Jahr alt.

BEy Herrn Heinrichs Zeiten das geschah
Der Suldan bracht in Ungemach.
Gross Armenien und ander Land
Er mordet die Christen, er raubet und brand.
Das bracht von Franckreich König Ludwig Schmertzen
Als billig gebohret sich Königliche Hertzen.
Er zog in Heydenschafft mit zweyen Söhne,
Und der König von Navarra schone
Nicht lange ein Pestilentz da entstund,
Der junge von Franckreich aus dem Bund
Ihm starb, dem folgt der Vater nach,
Sie kamen alle in Ungemach.
Herr Heinrich gebohrn von Königlichen Blut
Die Zeit nahm auch in seinem Muth,
Gleich wie sein Vater vor gethan
Die Heyden mit Streite auch wolt angahn.
Und folget dem ausgezognen Heere
Auf dem Wege kommen Mähre,
Die Reise wäre zurück gestalt,
In seinem Sinne er dachte bald;
Du wilt ja nicht vergebens abe,
Und zog also zum heilgen Grabe.
Sein Geleites-Brieff gebrochen ward
Er ist gefangen auf der Fart.
Und abgefahrt von seinem Manne,
Ein Knecht gefahrt nun mit ihme danne,
Martin Bleyer war genant
Gar elend durch heidnisch Land,
Von Hierusalem aus dem Tempel wehrt,
Wie wohl er offte Gnade begehrt,
Gegen Damasco ward er erst gebracht
Gegen Alkier fort, und ward mit Macht
Geworffen in ein Kercker hart,
Die Heyden hielten ihn unzahrt;
Sie verdross der Christen Ueberfall
Das was sein Unglück ohne Zahl.
Sein Speise war klein und spate
Der Knecht der fand in seinem Rathe
Er lernet weben heydnisch gut,
Das macht ihnen beyden fröhlich Muth,
Davon sie Speise und Kleidung nahmen
Seiner Fürstin bald die Mähre kamen,
Von Schrecken ward ihr Hertze kalt
Sie rang ihr Hände mannigfalt,
Sie rieff auch an den Kayser werth,
Von alle dem Reich sie Schrifft begehrt
Sie wolt auch all ihr Kleinoth geben,
Sie möchten fristen ihrem Herren sein Leben.
Sie schicket Brieff mit theurer Kost
Ueber Meere dem Soldan, aber umsonst,
Seines Vaters That in Lieffland gleich
Ihm Schaden gebracht, auch hielten sie reich
Ihn so er wäre von Königlichen Stamm;
Bey seinem Gefängniss der dritte Soldan
Erwehlet ward, das war für wahr
Sein Gefängniss fünff und zwantzig Jahr
Sein Farb ihn und Gemühte verändert,
Im solchem Elend kam gewandert
Der neue Soldan in der Nacht
So Marie Christum auf Erden bracht,
Und sprach ihm heimlich an gar stille;
Heinrich wie stehet nun dein Wille
Begehrest du nicht zu schauen froh,
Dein väterlich Land? O Kayser o!
Wer hilfft mir aus dieser grossen Noth,
Verlassen hat mich Mensch und Gott,
Auch wenn ich schon käme wieder dar,
Niemand nehme mich an fürwahr
Mein freundliches Weib zu dieser Stund
Vielleicht mit andern Herren Bund
Der Ehe gemacht, und machte mich todt
Ich weiss meines Traurens kein Rath.
So will ich je viel lieber sterben
Denn daheim noch weiter Elend werben,
Der Soltan sprach, verzage nicht
Wir sind das durch Bohtschafft bericht

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 601. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_601.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)