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Des Königs von Franckreich, dass die Stund
Dein Hauss-Frau, und die Kind gesund,
Leben und haben Land und Leute
Dein Leben will ich ledigen heute,
Du solt genissen deines Vaters Treue,
Ich will dir seltsahm Märe neue,
Als er in Lieffland Riga belag
Sein Büchsen-Meister ich wesen pflag,
Darnach da rith der Teuffel mich,
Ich dachte könnest du machen dich,
Zu der Heyden von der Stadt,
Der Teuffel zum Uebel bald fand Rath,
So hab ich durch mein streitbahr Hand
Erobert diesen grossen Standt;
Den Rath der Seinen und der Stadt
Alkair all zusammen bat
Und sprach, ihr wist es ist gebohrn
Ein neuer Soltan nach der Cor,
So er kömt durch eure Pforten,
Die Gefangen sind loss an allen Orten,
Sie sprachen alle das ist war,
So wurden loss eine grosse Schar.
Der Soltan sprach, wo bleibt der Alte,
So lange gesessen in euer Gewalte?
Herr den geben wir euch nicht
Wir sind das durch viel Bothen bericht,
Er mag uns geben Silber und Gold,
Oder machen die Christliche Könige hold,
Der Soltan sprach in Grimmes Zorn,
Last mir den Alten aus den Thorn,
Seyden Weste, vestitus.
Satt, genung, satis.
So gab er ihm Kleider und Seyden Wate,
Er gab ihm Gabe und Goldes sate,
Ein Patron schicket zu der Stund,
Er sprach nun spar dich Gott gesund
So fahr über gen Acaron
In derselbigen Stadt gar schon
Hatte er zwey tausend Gulden gethan
In Wechsel, das leugnet der schalckhafftig Mann,
Doch schicket an ihm ein Caruel,
Darinnen gefangen zu dem Zell
Von See-Räuber geführt zum Soltan,
Der Herr sprach, o du elend Mann
Will dir je nicht Glücke nahn,
Mit Milde er ihn aber that empfahen
Ihn erbarmet auch der Untreu recht,
Des Wechsels, und bedacht sein Geschlecht
Erstattet ihm wieder seine genommene Gabe,
Ein Stück vom heiligen Creutz must habe.
So kam er bald in Cypern Land
Seiner Wesecken (Wase) der war sein Nahme bekant
Empfing ihn schone mit heissen Tran,
Sein Elend ihr zu Hertzen began.
Sie gab ihn auch noch viel lustige Tage
Zu Gedächtniss, zu Schiff er must fort jagen,
Zu seiner Wesecken Marsilien Land
Ihrer Schwester Brieff ihn machten bekand,
der machte ihr Kummer und Freude gleich
Begabet ihn, schicket aus ihrem Reich
Gegen Francken an die von Hanneberg,
Die that ihm auch mit Reutern Stärck,
Gegen Magdeburg kam er mit der Zeit,
Die Zeit der Löwe sein Sohn hatte Streit,
Glasin belagert von Neuen-Closter nicht ferne,
Dem kommen Mähre, die hört er gerne,
Sein alter Vater wäre erlost
Seine Mutter brachte er balde Trost,
Zu Wismar und liess seinen Herren allein,
[604] Sie sprach, O liebster Sohne mein,
Ich fürcht, ich werde zum dritten betrogen
Ihr wisset, wie zwene mir vorgelogen,
Der eine in der Stepenitz ertrencket,
Bey Möllen der andere ihr wohl gedencket
Verbrandt vorm Sternberg, schicket bald,
Und lasset beschauen seine Gestalt.
So ritten zwene alte Ritter gut
Erkennet hat er ihren rechtfertigen Muht,
Ihr Liebe gespühret, und funden treu
Darum befohlen sünder Reu,
Im Wegziehen seine kleine Kind,
Die Mutter gedacht vielleicht ich find
Mein liebsten Herren und folget nach
Vor Freuden kam sie in Ungemach,
Bey Vichel sie ihren Herren erkandt
Umb seinen Halss freundlich ihr Hand
Sie reichte, und goss die Trahnen viel
Sie ward erfreut ohn Zahles Ziehl.
Deme Sohn gab er balde Rath
Dass er Glasin gewonnen hat
Weissheit ist dem Alten inne,
Die Räuber verjagt nach seinem Sinne.
Die auf der Strassen wieder Recht
Berauben, und machen von Herren ein Knecht.
Das gab den Löwen Gott hier Lohn
Und nach seinem Tode im ewigen Trohn
Den Vater er nach Wismar leit,
Der Rath und Geistlich kommen breit,
Empfingen ihn schon, dazu seine Ritter,
Seine theure Reise was nicht mehr bitter
Te Deum sungen die Schüler alle
Und lobten Gott mit grossen Schalle
So gab er bald vom Creutz ein Stück
Unser Frauen Kirchen zu grossem Glück
Fortan er lebet, bis Dobberan
Ihn nahm wie vor andern Fürstlich Mann,
Ein heidnisch Jungfrau mit sich bracht
Die er auch an seinem Leben bedacht
Zu Rhena im Closter zu der Fahrt
Und gab ihr mit der Hoff parpart.


Das XLIX. Capitel.
Von seinen Kindern Johann, Heinrich und Lutgard ihre Schwester.

HEinrich in seines Vaters Landen,
Ejus liberi.Nahm das Regiment zu seinen Händen
Mit seinem Bruder in rechter Holde
Sein Mutter je das haben wolte,
Ihr Vätter balde, der alte Johann
Zu Gadebusch, da er hatte verstahn,
Dass Heinrich was in Gefängniss last (loss)
Er beraubet und beschädiget seine Kinder fast.
Er wolte ihr Vormund je seyn worden.
An Abezog Vormünde ist seltsahm Orden.
So zog die Fürstin zu der Zeit
Mit den Söhnen do Ratzeburg leit,
Der Fürst von Sachsen ihr Schwester hat,
Denselbigen rieff sie an üm Rath
Und als sie wieder zog nach Rene
Herr Johann hatte nun die Fürsten zwene
Gefangen im Wagen, so nahm die Fraue
Unter sich einen Herren, dass er nicht schaue
Ihn möcht, desgleich den andern eine Magt
Süst wäre die Fürstin gantz verzaget;
Er kam auch bey der Nacht gar stille,
Für die Stadt heist Grevismühle,

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_603.jpg&oldid=- (Version vom 25.7.2023)