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Demüthig, so das noch anzeigt
Alles Land ihren Todt mit Klage,
Adell und Bauren man hört sage,
Dem Land durch sie empfohlen seyn
Der höchste Trost und Gnaden-Schein,
Ihr Tugend und demühtiges Leben
Berühmet was dermassen eben,
Dass Gott ihr Seele in Obersten Trohn
Mittheilen wolte seine göttliche Crohn,
Vor ihr nicht lange ward verlohren
Hertzog Baltzar der Fürst auserkohren,
Der starb auch durch der Kranckheit Last,
Hertzog Erich ihm folget, Gott gebe ihm Rast!
Erich was der Jahre nicht alt,Fratres Ericus et Albertus.
Hat Gott geben durch sein Gewalt,
Er hatte recht Alter mögen erlangen,
Sein Regiment wäre in Ehr begangen,
Durch Lehre besuchet Walisch Land.
Sein gnädig Geberen ist vielen bekand,
Hertzog Albrecht der wehrte junge Hild
Gedenckt auch etwas durch seinen Schild,
Erübern, von Sitten und Gestalt,
Dass ihn ietzt lieben jung und alt,
Nach ihm umbsehen darff man (nin) nicht,
Mit Worte und Thate ist so gericht
Hertzog Heinrich muss die Bürde tragen,
[630] Geschäfft ihn Mühen nau alle Tagen,
Ich glaube kein Fürst im Römischen Reich,
Brieffendlich lesen sey sein gleich.
Ehe er der Räuber litte Dampff,
Viel lieber macht sich selbst im Kampff,
Dieselbige suchen und reuten aus,
Vor ihm sie liegen wie ein Mauss.
Darnach so tracht der Edle Fürst
Entkomt jemand, der wagts auf türst,al. torst, thurst, s. aufs theurste.
Den Seinen und Geistlichkeit wohlgewagen,
Bereits gedachten in jungen Tagen,
Dass nicht einmahlen die Alten vergessen,
Sein Schloss Schwerin mit Amt und Messen
Versorget, wie ein Thumb-reich eben,
Hat auch betracht der Seinen Leben,
Erst bracht ins Land der Observant,Primi Observantes seu docentes.
Ein jeder zu lehren, wie er genant,
Damit die Tugend weiter kommen,
Er thut ihm Hülff, er zeigt ihm frommen,
Sein Recht er durch solch Weissheit spricht,
Ich hab es hörn verachten nicht.
Gott wolt ihm geben eine seelige Frist,
Von ihm noch viel zu schreiben ist,
Die Lebendigen soll man mässig priese,
Sonst hätte man schreiben ander Wiese.

Ende des ersten Buchs.




Das andere Buch.
Eine Vorrede in das ander Buch an den Durchlauchtigen Hochgebohrnen

Lib. II. Dynastis Werlennsis, seu Dominatus Venedicus.

Fürsten und Herrn, Herrn Heinrich Hertzog zu Mecklenburg Fürst zu Wenden Graff zu Schwerin der Lande Rostock Stargard Herr, durch oben angezeigten Nicol. Marschalcum Thurium beyder Rechten Doctor.

[629] WIewohl ich in dem ersten Buche eben,
Beschrieben der Obetriten Leben,
Bis auf die Zeit der letzten alle,
Nicht desto weniger zu gefallePrologus ad Ducem Henricum.
Und sonder liebe Herrn Heinrich gut,
Der itzt regieret wohlgemuth;
So will ich weiter Mühe nicht spahren,
Sagen von seinen Vorfahren,
Welche aus den Obetriten kommen.
Der Büchlein vieren nachgenommen, de libris 5. sequentibus.
Und noch ein ander nicht ohn Fleiss,
Geordnet, und sag in Wahrheit Preiss,
Im andern Büchlein ich ernenne,
Die Herrn von Werla, wer sie kenne,
Von Anfang biss zu Ende will
Der lese das Büchlein, darnach ziel (zehle.)
Die Herrn genant von Rostock werth:
Im dritten Buch, wer das begehrt;
Im vierdten ich die Stargard Hild,
[630] Beschrieben habe, sind alle von Schild
Der Obetriten erst entsprossen.
Im fünften Büchlein unverdrossen,
Ich habe beschrieben die Wenden theure,
Welch unchristlich lebten ungeheure,
Und zogen aus von diesem Ort,
Welschland sie besuchten mit Raub und Mord,
Das hab ich mit Unterthänigkeit,
Der Wahrheit Herren Heinrich zubereit,
Damit seine Gnade sein Vorfahren sin
Erkennen möcht in wahren Schien,
Der manchen Jahr war verblichen gantz
Möcht kommen wieder in Lichtes Glantz,
Derweil er selbst nach Ehren lebet,
Und Fürstlich nach der Tugend strebet,
Und ihm auf Erden nicht liebet so hart,
Als adelich Gemüth, damit er zahrt
Bedacht zu enden all sein That,
Fredesam, gütig, klug und von Rath.

Das I. Capitel.
Wie dann erst die Herren von Werle kommen welche man die Wendischen Herren genannt und wie die erste ist gewest Nicolothus Heinrich Burwins des jüngern Sohn, welches Bruder Burwin der erster Rostocker Herr ward.


[629] ALs Burwin der junge gestorben wasDominus de Werle primus Nicolotus.
Sein Sohn Nicolothus ohne Hass
Genannt von Werla ein Herr der Wenden,
Dem that Gott seine Gnade senden,
[630] Er war im Streit ein theurer Mann,
Güstrau[s 1] den Stifft er fieng erst an.
Er schickt erst in Wenden Land,
Von [1] Amelesborn die Gott machten bekandt,


  1. Anno 1170. wurde das Closter Dobberan mit einem Abte Conrado und verschiedenen Conventualen aus dem Amelunxbornischen Closter besetzet. Unter diesen ist auch gewesen Berno, welcher hernach Episcopus Megapolensis ac Vendorum apostolus geworden. Siehe hievon Casp. Iongelinus in Notitia abbatum Cisterciens. L. 3. p. 70. und Jo. Georg. Leuckfeld in Chronologia Abbatum Amelunxborn. §. 16. §. 55.

Anmerkungen Wikisource

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Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 629. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_629.jpg&oldid=- (Version vom 28.7.2023)