Seite:Chronicon der mecklenburgischen Regenten 635.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das VI. Capitel.
'Von Herrn Nicolaus den vierdten Herren Johannes Sohn.

HErr Johann der liess ein Sohn bekandt, Nicolaus.
Nicolaus der vierdte was genant,
Zu Goldberg wohnet, und war seine Fraue,
Gebohrne Gräffin von Lindaue,
Do dannen ward gebohren eben,
Gnese, Jäncke, zwo Schwestern gegeben,
Mechtild nahm Herrn Laurentz werth,
Von Güstrau, Agnes die begehrt
Herr Johannes Sohn Bernhardt genant,
So starb ohne Erben forder das Land;
Und so kam an ihre Vater fin,
Genennet die Herren von Kessin.

Das VII. Capitel.
Von Herr Johann Herr Nicolaus Bruder und dem heiligen Blute zu Cracau und Güstrau, und wie der Durchlauchtige Hochgebohrne Fürst, Hertzog Heinrich von Mecklenburg, dem dis Büchlein von mir zugeschrieben, an den Ort, da das Sacrament zu Güstrau befunden, etliche Geistl. Herren der waren Observanten erst gesatzet.

HErr Johann Herrn Nicolaus Bruder eben, Nicolaus.
Dem ward zum ehelich Gemahl gegeben,
Mechtild von Lüneburg gebohren,
Hertzog Otten Tochter auserkohren,
Bey seinen Zeiten, die Juden stargk
Die Kirch zu Krackau brachten in argk,
Das heilig Sacrament sie daraus stahlen, Sacer Sanguis Cracoviensis et Gustroviensis.
Sie stachen mit Messern und mit Nalen,[s 1]
Am Ende sie worffen an die Strasse,
Herr Johann der kam auch mit zu masse,
Die Joden strafft mit Rad und Feuer,
Ihr Bossheit macht er ihnen recht theuer,
Durch alle sein Land er suchte den Bund,
Man fand verstreuet zu der Stund,
Die Hostien hin und her verlegt,
Herr Johann der ward dadurch bewegt,
Liess bauen eine Capelle gleich,
Die ward besuchet mit Opffer reich.
Das theilt er mit dem Thum-Herren recht,
Begab sich auch das Jüdische Geschlecht,
Das thut nicht gut, ein Frawe zart,
Durch List des Teuffels beweget ward,
Verkaufft dem Juden der Welt Heyl,
Zu Güstrau ward dem Juden zu theil
In ihrer Synagoga Pin
Ihm thaten macher Hande schien,
That er do der alle Dinge hat
In seiner Macht, ein Jüdin trat,
Von ihrem Irthum und bekandt Gott,
Ihr Bruder hat ein Frau in Spott,
Die getauffte Jüdin bat mit List,
Sie solt ihr Gast seyn zu der Frist,
die Jüdin-Christ mit Schmähe-Wort,
Die getauffte Frau verthädigte fort
Ihren Glauben, so ward erhaben ein Streit,
Die Jüdin sagt du bist die Zeit
Von uns gezogen, Buhlschafft treiben,
Sie antwort, wie hat ich mögen bleiben,
Als ihr die Hostien stacht mit Nadeln,
Messern, Pfriemen mannigfalden,
Da sach ich säuberlich ein Kind,
Ich gedachte bald, wird sind verblindt,
[636] Und Jodisch Glaube der ist nicht recht,
Dis Kiefen hörten Schneider-Knecht,
Und brachten solches in den Rath,
Von Werla Herr Johann die Joden drat,
Fing die Verkaufferin, hub sich von dan,
Nach Müselmau, ihr folget etzlich Mann,
Und brachten sie hertiglich gefort,
Herr Johann sprach, wie hastu neue Mord,
Gerichtet an der Werl (Welt) Heyl,
Sie ward gebunden mit Ketten und Seil,
Gebrand zur Aschen, bald darnach,
Von Werla Johann zu den Joden sach,
Ihren Hauptmann gütlich Lazarus,
Er ansprach, und nahm ihn sünders us,
Er solt ihm sagen wohin kommen,
Das heilige Sacrament, ihm selbst zu frommen,
Solt das ihm und allen reichen,
So viel man ihm nicht möchte schmeichen,
Nach seiner Frauen der that er tröst,
Eher solt sie sterben den werden erlöst,
Durch solch Maass, verbrennet worden
Die andern Joden behielten ihr Orden,
Lazarus gab man treue Wort,
Sein Lebetag wolt man geben fort,
40. Marck und seiner Frauen,
Das heilige Blut solt lassen schauen.
Das was an ihm verlohren alle,
Man nahm die Frau in grossen Schalle,
Nachdem die Fürstin Mechtild theuer,
Ihr nicht abgefraget, und warff zu Feuer,
Lazarus rieff einen jeden an,
Er wolt sein Orden nicht verlahn,
Er dacht zu kommen in Abrahams Schooss,
Da ward der von seinen Feddern bloss,
Man saget es ist kein Ampt so ringe,
Man mag davon Geniesse bringen,
Der Voigt die Zeit zu Güstrau eben,
Der kreich, dass er desto bass mocht leben,
Er gab seinen Herren auch den Rath,
Sie kriegen beyde Geldes satt,
Zuletzt der Herr befahl gantz hart,
Herr Johann von Warkentien der zart,
Priester, der die Jüden gelart,
Da sie zum Christen Glauben gekart, (gekehrt,)
Solt ansprechen und sagen: Die Pein
Welche geleden die Juden in Feuers-Schein,
Sollten sie beyde leyden darnach,
Oder melden die Städte; solch Ungemach
Die getauffte Frau sprach will ich wenden,
Ich will euch führen zu den Enden,
Sie fasten alle und bathen GOtt,
Des Morgens früh ohn allen Spott,
So sie und Herr Johann mit GOtt bericht,
So war sie demüthig und schlicht,
Sie führte in ihres Bruders Hauss,
Man grub so viel, dass man daraus
Bracht des heilige Wunder-Blut,
In leinen Tuch bewunden gut,
Und in ein Glass versorget fein,
Es ward erhaben in grossen Schein,
Und mehr besucht den Cracoven was,
Herr Johann von Werle in Ehre besass,
Sein Tage da bauet Capelle schon,
Die nu durch GOtt im höchsten Thron,
Geschicket durch Herr Heinrich gut
Von Mecklenburg, der hat treuen Muth,
Zu bessern durch ein geistlich Leben,


Anmerkungen Wikisource

  1. w:Sternberger Hostienschänderprozess am Beispiel der Stadt Sternberg
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Marschalk: Chronicon der mecklenburgischen Regenten. Martini, Leipzig 1739, Seite 635. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Chronicon_der_mecklenburgischen_Regenten_635.jpg&oldid=- (Version vom 28.7.2023)