Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 028.jpg

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sollte gleichgültig angesehen haben. Ein Haus für zwey Familien war gemiethet. Die ganze Stadt sprach davon. Alle Freunde waren aufs höchste aufgebracht und suchten Rache. Man wendete sich an mächtige Gönner, allein der Nichtswürdige, der nun schon in den Cabalen des Hofs initiiret war, weis alle Bemühungen fruchtlos zu machen, und geht in seiner Insolenz so weit, daß er es wagt, die Unglücklichen zu bedrohen; wagt, denen Freunden, die sich zu ihm begeben, ins Gesicht zu sagen: die Französinnen sollten sich in Acht nehmen, er böte sie auf, ihm zu schaden, und wenn sie sich unterstünden, etwas gegen ihn zu unternehmen, so wär’s ihm ein leichtes, sie in einem fremden Lande zu verderben, wo sie ohne Schutz und Hülfe seyen.

Das arme Mädgen fiel auf diese Nachricht in Convulsionen, die ihr den Tod drohten. In der Tiefe ihres Jammers schreibt die älteste nach Frankreich die offenbare Beschimpfung, die ihnen angethan worden. Die Nachricht bewegt ihren Bruder auf’s schröcklichste, er verlangt seinen Abschied, um in so einer verwirrten Sache selbst Rath und Hülfe zu schaffen, er ist im Flug von Paris zu Madrid, und der Bruder – bin ich! der alles verlassen hat, Vaterland,

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_028.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2019)