Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 032.jpg

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gesucht haben. Bin ich glücklicher als Sie; ohne den Gesandten zu sehn, ohne mit einem Menschen hier gesprochen zu haben, faß ich meine sterbende Schwester in meine Arme, hebe sie in meinen Wagen und kehre mit ihr nach Frankreich zurück. Begünstigt Sie das Schicksal; so hab ich das Meine gethan, und so lachen sie denn auf unsere Kosten. Unterdessen das Frühstück.

(Beaumarchais zieht die Schelle. Ein Bedienter bringt die Schokolade, Beaumarchais nimmt seine Tasse, und geht in der anstossenden Gallerie spazieren, die Gemälde betrachtend.)

Clavigo. Luft! Luft! – Das hat dich überrascht, angepackt wie einen Knaben – Wo bist du, Clavigo? Wie willst du das enden? – Wie kannst du das enden? – Ein schröcklicher Zustand, in den dich deine Thorheit, deine Verrätherey gestürzt hat! (Er greift nach dem Degen auf dem Tisch) Ha! Kurz und gut! – (Er läßt ihn liegen) – Und da wäre kein Weg, kein Mittel, als Tod – oder Mord, abscheulicher Mord. – Das unglückliche Mädgen ihres letzten Trostes, ihres einzigen Beystandes zu berauben, ihres Bruders! – Des edlen, braven Menschen Blut zu sehen! Und so den doppelten und unerträglichen Fluch einer vernichteten

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_032.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2019)