Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 071.jpg

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Carlos. Wir sind nicht klein, wenn Umstände uns zu schaffen machen, nur wenn sie uns überwältigen. Noch einen Athemzug, und du bist wieder bey dir selber. Wirf die Reste einer erbärmlichen Leidenschaft von dir, die dich in jetzigen Tagen eben so wenig kleiden, als das graue Jäckgen und die bescheidene Miene, mit denen du nach Madrid kamst. Was das Mädchen für dich gethan hat, hast du ihr lange gelohnt; und daß du ihr die erste freundliche Aufnahme schuldig bist – Oh! eine andere hätte um das Vergnügen deines Umgangs eben so viel und mehr gethan, ohne solche Prätensionen zu machen, – und wird dir einfallen, deinem Schulmeister die Hälfte deines Vermögens zu geben, weil er dich vor dreyßig Jahren das Abc gelehrt hat. Nun, Clavigo?

Clavigo. Das ist all gut, im Ganzen magst du Recht haben, es mag also seyn; nur, wie helfen wir uns aus der Verwirrung, in der wir stecken? Da gieb Rath, da schaff Hülfe, und dann rede.

Carlos. Gut! Du willst also?

Clavigo. Mach mich können, so will ich. Ich habe kein Nachdenken; hab’s für mich.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_071.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)