Seite:Clavigo. Ein Trauerspiel (Goethe) 1774 - 082.jpg

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Marie. Willst du doch, Liebe, das Mädgen nach dem Arzte schicken?

Sophie. Fehlt dir was? Heiliger Gott! was fehlt dir?

Marie. Du wirst mich ängstigen, daß ich zuletzt kaum traue, ein Glas Wasser zu begehren – Sophie! – Bruder! – Was enthält der Brief? Sieh, wie er zittert! wie ihn aller Muth verläßt!

Sophie. Bruder, mein Bruder!

Beaumarchais. (wirft sich sprachlos in einen Sessel und läßt den Brief fallen)

Sophie. Mein Bruder! (Sie hebt den Brief auf und liest)

Marie. Laß mich ihn sehn! ich muß – (sie will aufstehn) Weh! Ich fühls. Es ist das letzte. Schwester, aus Barmherzigkeit den letzten schnellen Todesstos! – Er verräth uns! –

Beaumarchais. (aufspringend) Er verräth uns! (an die Stirn schlagend und auf die Brust) Hier! hier! es ist alles so dumpf, so todt vor meiner Seele, als hätt ein Donnerschlag meine Sinnen gelähmt. Marie! Marie! du bist verrathen! – und ich stehe hier! – Wohin

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Johann Wolfgang von Goethe: Clavigo. Ein Trauerspiel. Weygandsche Buchhandlung, Leipzig 1774, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clavigo._Ein_Trauerspiel_(Goethe)_1774_-_082.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)