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Feder stammt. Ob der von ihm verfaßte Urtext oder sonstige Exemplare von Abschriften noch vorhanden sind, darüber lassen sich einstweilen mir Vermutungen aussprechen. Jedenfalls verdient die Wichtigkeit solcher oder ähnlicher Funde die Aufmerksamkeit der emsigen Forscher in den verschiedenen Bibliotheken des Inn- und Auslandes.

In den Anmerkungen haben wir, wo eine kurze Erklärung nicht auszureichen schien, auf die betreffenden Abschnitte des Hauptwerkes, das ja bereits in deutschem Gewande vorliegt, verwiesen.


Kurze Darstellung
der von Nikolaus Coppernicus über die Bewegungen
am Himmel aufgestellten Hypothesen.[1]

Unsere Vorfahren haben, wie ich sehe, eine Menge von Himmelsbahnen angenommen, und zwar aus dem Grunde, um den scheinbaren Bewegungen der Gestirne ihre Regelmäßigkeit zu wahren. Es schien ihnen mit der Natur eines Himmelskörpers durchaus unverträglich, daß derselbe keine vollkommen abgerundete Bahn mit stets gleichförmiger Bewegung beschreiben sollte. Es kann ja wirklich, wie sie fanden, durch die Zusammenstellung und Gesamtwirkung von regelmäßigen Bewegungen ein ungleichmäßiges Fortschreiten nach irgend einem Punkte hin zu stande kommen.[2]

Calippus und Eudoxus haben sich vergebens abgemüht, dies mittels conzentrischer Sphären[3] zu bewerkstelligen, welche nicht blos den siderischen Umlauf der Wandelsterne, sondern auch deren scheinbares Auf- und Absteigen[4] erklären sollten; ein Ding der Unmöglichkeit bei gemeinsamem Mittelpunkt. Man gab daher der Erklärungsweise, wonach dies mittels exzentrischer und epicyklischer Kreise dargestellt wurde, den Vorzug; ja diese fand schließlich die Zustimmung der meisten Gelehrten.[5]


  1. Man übersehe nicht was wir hierüber in der Einleitung gesagt haben.
  2. vgl. M. C. 57.
  3. Wir glauben so das Wort circulos, welches hier im Gegensatz zu orbes gebraucht ist, wiedergeben zu sollen. Vgl. ebend. S. 59. In seinen Hauptwerken hat Coppernicus diese Systeme nicht weiter erörtert.
  4. Zumal eine Annährung und Entfernung ist bei concentrischen Sphären unmöglich.
  5. A. a. O. S. 60–66.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)