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und der äuseren Sorge fürs Leben hatte durchschlagen müssen, jetzt von zwei Seiten zu einer viel umfassenden künstlerischen Thätigkeit und für eine einflussreiche, ehrenvolle und sorgenfreie Stellung mit gleichem Eifer begehrt wurde: der Kronprinz verlangte ihn nach München für die Glyptothek; Preussen nach Düsseldorf zur Reorganisation der Maler-Akademie. Da er dem Kronprinzen noch vor der Berufung nach Düsseldorf sein Wort gegeben, und das preussische Ministerium auf ihn auch nicht Verzicht leisten wollte, ward ein Ausweg gefunden, auf welchem er dem beiderseitigen Begehren entsprechen konnte: Er war im Winter in Düsseldorf und malte im Sommer in der Glyptothek zu München.

In Kurzem hatte er eine Anzahl Schüler um sich versammelt; denn „Faust“ und „Nibelungen“ hatten ihm die Herzen einer aufstrebenden Jugend gewonnen; „Dante“ und die „Glyptothek“ hatten ihre Achtung zur Bewunderung gesteigert, die unter dem Einfluss seiner liebenswürdigen Persönlichkeit zur wärmsten Begeisterung wurde. In den Rheinlanden kam man ihm von Seiten hochgestellter und begüterter Bewohner mit vielem Vertrauen entgegen, um mit Unternehmungen, wie sie bereits das Ministerium für Bonn, die Kreisregierung für Coblenz beschlossen, durch ihn und seine Schule der monumentalen Kunst eine Stätte zu bereiten; aber der Kronprinz von Bayern hielt fest an dem Plan, ihn nach München zu ziehen. Kaum war daher am 11. Aug. 1824 Peter v. Langer gestorben und damit die Stelle eines Directors der Münchner Kunstakademie, der derselbe bisher vorgestanden, erledigt, als der Kronprinz seinem königlichen Vater die dringende Bitte stellte, sogleich Cornelius an dieselbe zu berufen, und an diesen in der Freude und Zuversicht seines Herzens schrieb: „Ganz, ganz unser! wenn dieses Cornelius ist, dann ist’s fürtrefflich!“

Noch verging eine kurze Frist bis zu diesem ersehnten Zeitpunkt. Abgehalten durch die Fürsorge für die kaum ins Leben gerufene Schule in Düsseldorf sowie durch eine schwere Krankheit seiner Frau, konnte Cornelius erst im Junius 1825 die Uebersiedelung nach München bewerkstelligen.

Wenige Monate später starb König Maximilian I.; Ludwig war König und griff mit Feuereifer die Reform der Akademie an, die er sogleich in Verbindung mit seinen grossen Kunstunternehmungen brachte. Mit der grössten Bereitwilligkeit ging er auf alle Vorschläge von Cornelius ein: er berief Schnorr; wandte sich persönlich an Overbeck, ihn auf den Wunsch von Cornelius für die Akademie zu gewinnen (was freilich nicht gelang); Heinrich Hess, S. Amsler zuletzt auch Schotthauer fügte er jenen hinzu, um ein einmüthiges Collegium ganz in Cornelius Sinn zu bilden; Schnorr und Hess erhielten sogleich grosse Aufträge; aber auch für jüngere Kräfte ward gesorgt. Die Schule, die Cornelius in Düsseldorf gebildet, war keine Akademie im gewöhnlichen Sinne. Das Verhältniss der Mehrzahl der Zöglinge zu ihm war ein rein persönliches. Sie hingen an ihm, wie er an ihnen, mit warmer Liebe, mit ganzem Herzen, und als er dem Rufe nach München folgte, hatte Düsseldorf keine Anziehungskraft mehr für sie: sie zogen nach, wohin der Meister voran gegangen.

Wie grossen Werth auch Cornelius auf seine Selbstthätigkeit als schaffender Künstler gelegt, seine Gedanken waren gleichzeitig und mit gleichem Interesse auf die möglichst weite Verbreitung der Kunst in seinem und seiner Freunde Sinne durch das nachwachsende Geschlecht gerichtet. Die Schaar der Jünger, die ihm vom Rhein her nachgezogen, besassen – wie seine väterliche Liebe, so – sein volles Vertrauen, als Grundstock der Schule, die unter seiner und seiner gleichgesinnten Freunde unmittelbaren Leitung, und beim Hinblick auf die weitaussehenden Pläne des Königs zu voller Entwickelung kommen und ein Künstlerleben und Schaffen begründen und befestigen helfen sollten und dazu freudigen Muthes bereit waren.

Die erste Veranlassung zur Ausführung seiner Pläne fand Cornelius in den neuerbauten Arcaden des Hofgartens, für die er dem König eine Bilderfolge aus der bayerischen Geschichte vorschlug, welcher derselbe bereitwilligst zustimmte. Eine zweite Gelegenheit fand sich im neuerbauten Odeon, für dessen Hauptsaal drei grosse Deckenbilder mythologischen Inhalts bestimmt wurden.

Das war ein fröhlicher Anfang und glänzend war die Aussicht in die Zukunft. Neue Kirchenbauten waren beschlossen, ein neuer Königspalast, eine neue Gemäldegalerie, und überall musste oder durfte auf die Mitwirkung der Malerei gerechnet werden.

Cornelius war noch vollauf beschäftigt in der Glyptothek; aber für seine Schule und seine Wirksamkeit durch sie hatte er das Auge offen nach allen Seiten. Das Vertrauen des Königs in alle seine Vor- und Rathschläge entsprach vollkommen der Begeisterung für ihn und dem oft und vielfach ausgesprochenen feurigen Verlangen nach seinem Besitz.

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)