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vier Evangelisten gezeichnet und als den Hauptinhalt seiner andachtvollen Gebete die Erinnerungen an Christi Seligpreisungen in der Bergpredigt, immer durch je 2 Gruppen unter dem Zeichen eines Evangelisten angebracht; unter dem Engel des Matthäus: Selig sind die geistlich Armen! und selig, die da Leid tragen! unter dem Löwen des Marcus: Selig sind die Sanftmüthigen! und selig, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit! unter dem Ochsen des Lucas: Selig sind die Barmherzigen! und selig die reines Herzens sind; unter dem Adler des Johannes endlich: Selig sind die um Gerechtigkeit willen Verfolgten! und selig die Friedfertigen!

Die Nachwelt hat dem frommen Mönch die beiden Beinamen „Beato und Angelico“ gegeben, weil Keinem wie ihm gelungen ist, die heiligste Unschuld und reinste und vollkommenste Seligkeit, wie wir sie uns in Engelseelen denken, darzustellen, und weil er selbst eine Engelseele war; und ward er fast schon bei Lebzeiten, sicher aber nach seinem Scheiden von dieser Erde „selig“ gepriesen und unter die Engel versetzt, was Cornelius mit dem Mittelbilde der Kuppel hat ausdrücken wollen.

Zu dem Bilde der

Lunette (Tafel 10)

hat zunächst eine nicht beglaubigte Erzählung Vasaris den Stoff geliefert. „Der Papst – schreibt er, – welchem mit Recht schien, Fra Giovanni sei ein Mann von sehr heiligem Lebenswandel und friedlich und bescheiden, beschloss, das Erzbisthum von Florenz, welches damals erledigt wurde, ihm als einem Manne, den er dess würdig erachtete, zu übertragen. Giovanni, der solches vernahm, bat Seine Heiligkeit dringend, es einem Anderen zu geben; er fühle sich nicht geschickt, Völker zu beherrschen; in seinem Orden aber befinde sich ein Bruder, der gottesfürchtig, liebreich gegen Arme, erfahren in Führung von Geschäften und weit besser, als er, geeignet sei, jene Würde zu übernehmen.“ Es war dies der Fra Antonino, den auch der Papst zum Erzbischof von Florenz ernannte. – Erzählung wie Bild nehmen wir nur als Zeugniss der Bescheidenheit, welcher eintretenden Falls Fra Giovanni ganz unzweifelhaft gefolgt haben würde.

Sein Sinnen und Trachten war auf den Himmel gerichtet, und auf den Segen von oben, wo in der Glorie von Cherubin der Heiland thront; sein irdisches Thun aber auf die Arbeit im Garten der Kunst, der in treuer und sorgfältiger Hut von Engeln stand.



Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)