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sich wirklich zugetragen, dass Kaiser Maximilian, als er den Meister Albrecht in sehr gefährlicher Stellung an der Wand des Rathhaussaales in Nürnberg habe malen sehen, zum Schrecken seiner Hofleute, aber auch zum Vorwurf für sie, herbei gesprungen sei, die Leiter zu halten, auf welcher Dürer stand.

Zu dem zweiten Bilde liefert Dürer selber den Text, in seinem Tagebuch von der niederländischen Reise, wo er schreibt: „Am Sonntag war auf St. Oswaldt-Tag, da luden mich die Maler auf ihre Stuben mit meinem Weib und Magd, und hatten alleding mit Silbergeschirr und andern köstlichen Geziehr und über Köstlich essen. Es waren auch ihre Weiber alle do, und do ich zu Tisch geführet ward, da stund das Volk auf beiden Seiten, als führet man einen grossen Herrn.“



Loggia X.


Claudius der Lothringer.       Rembrand.




Claude Gelée, genannt Claude le Lorrain, geb. 1600 auf dem Schloss Champagne bei Toul, schwang sich vom ungeschickten Koch und Pastetenbäcker zum grössten aller Landschaftmaler empor. In Rom lernte er den Maler Sandrart kennen und befreundete sich aufs innigste mit ihm. Den grössten Theil seines Lebens brachte er in Rom zu, und starb daselbst 1682.

Gleich dem Correggio, dessen Loggia die seinige entspricht, beherrschte er, wie die Bilder der

Kuppel (Tafel 31)

auch bei ihm andeuten, alle Elemente; in beglückender Ruhe schaut er dem glänzenden Untergang der Sonne zu, während der liebliche Zephyr ihm Kühlung zufächelt, Psyche mit der Hirtenflöte naht und Amor die Seiten der Lyra rührt; denn Licht, Liebe und Leben beseelen seine Landschaften und üben den beglückendsten, Ruhm und Frieden verbreitenden Zauber über den Beschauer aus.

Rembrand van Rhyn, Sohn des Müllers Hermann Gerritz, geb. 1606, Maler und Radirer, liess sich 1630 in Amsterdam nieder, wo er sehr bald zu grossem Ruhm als Künstler gelangte. Er starb 1665.

Er ist einer der originellsten Künstler, der die Aufgabe der Kunst in der grössten Natürlichkeit, und das zuverlässigste Gepräge der Natürlichkeit im Hässlichen sah, das vorzugweise mit dem Mangel an Bildung und Wohlleben verbunden ist. Dem übeln Eindruck, den schlechte Formen und rohe Züge, ärmliche oder geschmacklose Kleidung machen müssen, begegnete er mit dem Zauber des Lichtes, den er durch eine grosse Beschränkung desselben im Gegensatz durch ein breites und tiefes, aber durchsichtig klares Dunkel hervorzubringen wusste. Cornelius hat diese Eigenthümlichkeit Rembrands in der

Lunette (Tafel 32)

auf sinnreiche Weise bezeichnet, indem er den Künstler in seinem Beruf beschäftigt darstellt, hinter ihm die nordische Nacht, vor ihm, auf dem räthselhaften Thier des Greifen, Phantasus mit dem grellen Licht der Blendlaterne. Darüber der Genius mit dem Senkblei, als Sinnbild der Gründlichkeit, die selbst die Tiefe des Meeres misst, und die Kunst vom Phönix aus Flammen emporgetragen zu neuem Leben, da das alte erschöpft war.



Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)