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Herbst. Ich bring’ dir Aepfel, Birnen, Trauben,

          Das wirst du mir gewiß erlauben.
          Der Sommer ist mein Bruder wohl,
          Doch nicht so saft- und früchtevoll.

Kind. Ich bin mit Beiden gut zufrieden;

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          Ein Jeder hat mir das beschieden,

          Was er besaß; was will ich mehr?
          O, Keiner ist an Freuden leer!


          36. Der Winter.

Winter. Bin ich denn etwa freudenleer?
          Meinst du, mein Kind? O, nimmermehr!
          Ich lass’ dich schlitten, lass’ dich schleifen,
          Und willst du meinen Schnee angreifen,

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          So ist er wohl ein bischen kalt,

          Doch findest sicherlich du bald,
          Daß sich ein Männchen, weiß und fest,
          Ganz herrlich daraus bauen läßt.

Kind. Wie kannst du auch so artig sprechen!

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          Doch was du sagst, ist Alles wahr.

          Laß nur kein Bein mich bei dir brechen;
          Denn allzu leicht bringst du Gefahr!

Winter. Nur nicht verwegen, liebes Kind,
          Dann bleib’ ich freundlich dir gesinnt!

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm August Corrodi: Fünfzig Fabeln und Bilder aus der Jugendwelt. Zürich 1876, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Corrodi-Fabeln_und_Bilder.djvu/57&oldid=- (Version vom 17.8.2016)