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Und doch der einzige Besitz des alten buckligen Fuhrmanns, der hier aus der großen Grube den schneeweißen Sand holte, den er dann in den Straßen Berlins verkaufte, – ein kläglicher Verdienst, kläglich wie der Bucklige selbst. –

Dieser alte Mann, der nun nichts mehr sein eigen nannte als einen zweiräderigen Karren und eine baufällige kleine Baracke von Haus, fernab von den neueren Gebäuden des Berliner Vorortes Altschmargendorf, – dieser Siebzigjährige mit dem Gesicht eines biederen, verwitterten Seemannes, war gestern zu uns gekommen und hatte uns sein trauriges und doch auch so aufregendes Erlebnis erzählt …

Sein Erlebnis in der Sandgrube halbwegs zwischen Altschmargendorf und dem waldreichen Zehlendorf …

Hatte in Harald Harsts Arbeitszimmer im Klubsessel gelehnt, vielleicht zum ersten Mal in seinem wechselvollen Leben in einem Saffianledersessel, – hatte immer wieder betont, daß er uns kein Märchen auftische, so sonderbar sein Abenteuer am frühen Morgen dieses Tages auch gewesen sei.

Mit zahnlosem Munde berichtete er in verblüffend fließender Darstellung das Erlebte, wenn auch einzelne Worte infolge seiner Erregung unverständlich blieben.

Berichtete …

„Wie immer, Herr Harst, so bin ich auch heute gegen sechs Uhr morgens von meinem Häuschen mit meinem Wagen nach der Sandgrube aufgebrochen. Der Himmel war bedeckt und die Luft unheimlich schwül … Für mich hat diese Gewitterschwüle noch mehr unangenehme Nebenwirkungen als für andere. Rheuma, – – na, Sie können sich’s denken, Herr Harst, und dann eine alte Schußwunde in der linken Schulter. Doch das sind olle Kamellen – – vorbei, vorüber!! Man ist eben ein Wrack …“

„Sie waren Seemann, Herr Schnack?“ warf Harald ein und kniff die Augen noch mehr zusammen…

Des Buckligen faltiges Gesicht verzog sich schmerzlich. Er nickte. Und dann kam ein Leuchten in seine Augen, jenes Leuchten, das wie der Widerschein glücklicher Jugendtage ist.

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Max Schraut: Dämon Rache. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Rache.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)